Weitere Briefe:Zahlen und Musik

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Ein Leser bedankt sich für die Grafik "Unterm Strich", die jüngst Todesfälle mit unnatürlicher Ursache gegenüberstellte - mit erhellendem Ergebnis. Ein anderer Leser und bekannter Sänger beschreibt das Wunder der menschlichen Stimme.

Elend der Straßen

Vielen Dank für die Grafik "Unterm Strich" vom 8./9. September. Sie sagt mehr als 1000 Worte darüber, wie unverhältnismäßig diese Todesfälle Beachtung finden. Würden Sie eine Grafik veröffentlichen, in der die Schwerverletzten im Straßenverkehr den Schwerverletzten durch Terrorismus gegenübergestellt werden, würde noch deutlicher, wie irrational die Wahrnehmung dieses Leids in unserer Gesellschaft ist. Jeder Tote durch Terrorismus ist ein Toter zu viel, aber welches Elend spielt sich im Vergleich dazu auf den Straßen ab! Ich denke, dass die Zahl der unnatürlichen Todesfälle in Europa von 25 300 konservativ gerechnet ist und vermute, dass die Todesfälle durch Feinstaubbelastung, Stickoxide, Lärm etc. nicht berücksichtigt wurden.

Dr. Gottfried von Aulock, München

Das Wunder der Stimme

" Verstärker statt Naturgewalt" vom 29. August: Nach Lektüre des Interviews mit dem Sänger Bernd Weikl war ich sehr überrascht und befremdet, was der verdiente Sänger zum Teil behauptet. Die Mikrofone, die wir Opernsänger manchmal tragen müssen, sind lediglich für Tonaufnahmen gedacht und dienen keiner Verstärkung. Bei den Fernseh- und Radioübertragungen sind diese meist wegen einer besseren Klangqualität vonnöten. Leider sind Aussagen wie diese der Oper und dem ganzen Betrieb nicht förderlich, da auch das Publikum oft sehr unsicher wegen dieser Mikrofone ist und nun weiter auf falsche Fährten geführt wird. Lediglich bei manchen Effekten, wenn zum Beispiel der Riesenwurm in Wagners "Siegfried" erscheint, nutzt man hin und wieder die Elektronik für Hall- oder Spezial-Effekte. Das sind aber Ausnahmen. Das Wunder der menschlichen Stimme ist in der klassischen Musik - und fast nur noch da - immer noch das gleiche wie vor 350 Jahren. Die Arena di Verona ist ein hervorragendes Beispiel, dass es bei größtem Raum ausreichend "natürlich" klingen kann, wenn, wie dort, eine fabelhafte Akustik gegeben ist.

Manche Freilichtveranstaltungen allerdings haben dieses Wunder längst geopfert, um gigantische Besuchermassen anzulocken, auch ohne akustische Voraussetzungen. Ich selbst bin wie Weikl ein entschiedener Gegner von künstlicher Verstärkung, da sie, wie er richtig darlegt, den Stimmen die Persönlichkeit, das Stimmtimbre raubt und ihren Klang unverbindlicher und beliebiger macht.

Johannes Martin Kränzle, Frankfurt/Main

© SZ vom 18.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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