Auch Steuerverschwender strafen
Zu " Ein zäher Erfolg" vom 10. Oktober: Was mir aber in Ihrem Beitrag - und in der allgemeinen Diskussion - völlig fehlt, ist die andere Seite der Fiskalpolitik: Ist es etwa gerecht, Steuerhinterziehung scharf zu bestrafen, Steuerverschwendung aber nicht? Jedes Jahr wieder listen die öffentlichen Rechnungshöfe und der Steuerzahlerbund die dreistesten Verschwender auf. Und was passiert? Nichts, nicht die geringste Strafe trifft diejenigen, die unmittelbar für die Vernichtung von Millionen Steuergeldern verantwortlich sind. Für die Staatskasse bleibt es gleich, ob ihr auf der Einnahmeseite Gelder durch Hinterziehung entgehen oder auf der Ausgabenseite durch Schlampigkeit, Gleichgültigkeit und Inkompetenz verbrannt werden.
Es ist zutiefst ungerecht, dass Steuerhinterziehung und Steuerverschwendung strafrechtlich derart unterschiedlich behandelt werden. Dies stellt indirekt eine Art "Rechtfertigung" für Hinterzieher dar.
Prof. Dr. Heico-Rüdiger Krause, Gyhum
Farbskala bringt wenig
Zu " Essen nach Farben" vom 1. Oktober: Bio schmeckt auch nicht besser, so das Ergebnis einer Verbraucherumfrage, warum also teures Bio kaufen? Dabei gibt es andere Gründe, warum eine Kennzeichnung auf Lebensmitteln so wichtig ist - was aber mit einer Farbskala nicht erfüllt werden kann. Die WHO und das Weißbuch der EU geben klare Empfehlungen. Verbraucher sollen die Chance haben, beim Einkauf Aufklärung über Lebensmittel zu bekommen. Mit Ampelfarben wie bei Nutri-Score wird eine Bewertung vorgegeben, doch was lernt man dadurch? Die Bewertungskriterien sind komplex, schwer nachvollziehbar. Aufklärung und Ernährungskompetenz kann nicht gesteigert werden. Bildungschance vertan.
Jörg Tomczak, Eggstätt