Weitere Briefe:Sprache und Musik

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Von Texten, die in sogenannter Einfacher Sprache verfasst sind, profitieren nach Meinung einer Leserin alle. Und nach Ansicht eines anderen Lesers haben Musikliebhaber Recht, wenn sie auf werkgetreuer Aufführung von Stücken beharren.

Vereinfachung für alle

" Einfach schwer" vom 4. Dezember: Seit zwei Jahren bin ich Abonnentin der zweiwöchentlich erscheinenden Zeitung Das Parlament. Jeder Ausgabe liegt eine Beilage unter dem Titel "leicht erklärt!" bei. Diese Beilage erläutert jeweils ein bestimmtes politisches Thema (zum Beispiel wie Bundestagswahlen funktionieren). Ich selbst haben einen Diplom-Abschluss in Sozialwissenschaften und profitiere - trotz meines Studiums - sehr von diesen Beilagen. Manche "schwierigen" Themen sind damit in kurzer Zeit gut zu erfassen. Für mich sind diese Beilagen eine Bereicherung - nicht nur für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen. In den letzten Berufsjahren waren die "Nachrichten in leichter Sprache" des Deutschlandfunks für mich eine Unterstützung, um für meine damaligen Kunden (Eltern mit Kleinkindern) formal-behördliche Verlautbarungen einfacher und trotzdem richtig darzustellen. Die sogenannte Standardsprache und weiter die sogenannte Wissenschaftssprache sind oft zu einem Herrschaftsinstrument mutiert.

Anna Sterr, München

Gnade bitte

" Interpretieren geht über Komponieren" vom 7. Dezember: Als jahrzehntelanger Beobachter der internationalen Theaterszene bin ich überrascht, dass derartige Rechtsstreitigkeiten wie zur Münchner Inszenierung der "Dialogues des Carmélites" überhaupt noch geführt werden. Die fragliche Szene liegt im Rahmen üblicher Regiefreiheiten, man mag darüber unterschiedlicher Auffassung sein. Die Verfechter einer von Text und Musik vorgegebenen und auf der Bühne so dargestellten "tosend niedersausenden Guillotine" pauschal als "Sadisten" zu bezeichnen, wie es ihr Autor tut, ist jedoch eine Unverschämtheit. Zum einen müsste danach gleiche Bezeichnung für die Schöpfer des Werkes gelten, zum anderen wäre folgerichtig jeder Zuschauer, der die Entleibung Othellos, die Erdolchung Carmens oder den Amoklauf des Bajazzo in realistischer Darstellung einfordert, ein blutrünstiges Monster. Seien Sie gerne kritisch mit denjenigen Zeitgenossen, die die Transformation des Inhalts auf den Gehalt eines Schauspiel oder einer Oper nicht nachvollziehen können oder wollen, aber bleiben Sie gnädig mit Ihnen!

Bernhard Wunsch, Kiel

© SZ vom 18.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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