Weitere Briefe:Schule, Beruf, Design

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Eine Seite Drei über Repressalien im Schulsystem der ehemaligen DDR stößt auf besonderes Interesse bei Lesern. Ein weiterer Schreiber nimmt Stilblüten bei Berufsbezeichnngen auf Korn, ein anderer moniert unlesbare Beschriftungen in Zügen.

Geistige Unterdrückung

Zu " Der sechste Brief" vom 6. November: Im "Kulturpolitischen Wörterbuch" der DDR von 1978 lautet das idealistische Grundanliegen: "Herausbildung allseitig gebildeter und harmonisch entwickelter sozialistischer Menschen". Dass daraus in den Schulen der DDR vor allem psychische Gewalt und geistige Unterdrückung wurden, zeigt Renate Meinhof sehr anschaulich, indem sie Opfer (Schüler) und Täter (Lehrer) heute zu Wort kommen lässt. Da sie in dem Zusammenhang den Roman "Ingrid Babendererde" von Uwe Johnson empfiehlt, möchte ich hier zwei weitere literarische Empfehlungen anfügen. In Wolf Biermanns Band "Für meine Genossen" (1972) mit Gedichten und Balladen heißt es in dem Lied "Die hab ich satt": "Die Lehrer, die Rekrutenschinder, sie brechen schon das Kreuz der Kinder." Weniger drastisch als Biermann, aber ebenso entschieden hat Reiner Kunze seine Kritik am Schul- und Bildungssystem der DDR vorgebracht, auch weil er unmittelbar durch die Relegation seiner Tochter Marcela betroffen war. Sein 1976 erschienenes Prosabuch "Die wunderbaren Jahre" greift nahezu alle Aspekte der Bevormundung, Indoktrination und Freiheitsberaubung in der Schulwelt der DDR auf.

Dr. Heiner Feldkamp, Altdorf

Stilblüten bei Berufstiteln

Zu " Jenseits der Grundrente" vom 25. Oktober: Was das Denglische doch für Blüten treibt: Ausgerechnet nicht akademische Abschlüsse sollen zukünftig so bezeichnet werden, dass es selbst für Akademiker schwierig ist, deren Sinn zu erfassen. Also ich stelle mir unter "Bachelor Professional" eine Firma für Wildbach-Verbauungen vor, und ein "Master Professional" muss zweifellos ein Hausmeister sein ...

Christian Schneeweiß, Schlehdorf

Fehler im Design

Zu " Neue Sitze sollen's richten" vom 24. Oktober: Sie schreiben, dass die Bundesbahn nach viel Kritik an den Sitzen im ICE nunmehr neue einbaut. Gleichzeitig könnte sie auch die Schilder der Sitzplatzreservierungen erneuern - denn die jetzigen sind das Leserunfreundlichste, was es mit Schrift geben kann: nur Großbuchstaben, eng laufend, negativ, rot auf schwarzem Grund! Jeder Auszubildende der Mediengestaltung hat gelernt, dass die DB-Lösung eine Ansammlung schlimmster Fehler ist. So wundert man sich nicht, dass nach dem Einsteigen ein Gedrängel im Abteilgang entsteht.

Jochen Stankowski, Dresden

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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