Weitere Briefe:Lenins Ökonomie und Bio-Landwirtschaft

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Über die ausbeuterischen Seiten von Sozialismus und Kapitalismus. Und: Ansichten zu den Möglichkeiten von Artenschutz und -Vielfalt bei verschiedenen Modellen der Agrarwirtschaft.

Ausbeutung und Marktwirtschaft

Zu " Lenins Marktwirtschaft" vom 2./3. Januar: Am Ende aller Reformen der Sowjetunion "stand die Erkenntnis, dass die beste Methode, den Sozialismus effizienter und menschenfreundlicher zu machen, darin besteht, ihn abzuschaffen". Das ist meines Erachtens nur bedingt richtig. Denn die Effizienz der Marktwirtschaft fordert auch ihre Opfer. Vor mehr als 600 Jahren eroberten die Portugiesen Ceuta, vor 500 Jahren, 1519 bis 1521, eroberte Hernán Cortés mit großer Grausamkeit das Aztekenreich in Mexiko, zehn Jahre später Francisco Pizarro das Inkareich. Damit begann die bis heute anhaltende Ausbeutung Lateinamerikas. Ohne diese Ausbeutung, einschließlich Afrikas und Asiens, wären unser Wohlstand und Marktwirtschaft hier nicht möglich.

Artur Borst, Tübingen

Evolutionärer Artenschutz

Zu " Voller Teller, leeres Land" vom 28. Dezember: In der Agrarlandschaft seltene Arten haben sich über Jahrhunderte hinweg auf eine kunstdünger- und biozidfreie Landwirtschaft mit recht geschlossenem Nährstoffkreislauf hin evolutioniert, also auf eine Landwirtschaft, die unserer heutigen Biolandwirtschaft entspricht. Separierte Artenschutzflächen können aus Artenschutzsicht diese Landwirtschaft nicht ersetzen. Über Jahrhunderte pflegten die Bauern ihren Boden, reicherten ihn mit Humus an. Kunstdünger und Biozide mindern den Humusgehalt, setzen nach oben CO₂ und nach unten Nitrat frei, fördern so den Kunstdünger- und Biozidbedarf.

Die umweltfreundliche Alternative ist die landesweite Biolandwirtschaft. Werden größere Agrarflächen für Artenschutzzwecke separiert, so werden, da die Agrarproduktionskapazitäten nicht abnehmen, die übrigen Flächen umso intensiver genutzt, setzen umso mehr CO₂ und Nitrat frei, verhindern den Wandel zur Biolandwirtschaft.

Aus Artenschutzsicht ist daher das Integrations- dem Segregationsmodell vorzuziehen. Am flächendeckenden Biolandbau haben jedoch weder das Chemiegewerbe noch vorhandene Biobauern Interesse, und auch nicht Artenschützer.

Wolfgang Maucksch, Herrieden

© SZ vom 13.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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