Weitere Briefe:Köln und Fernsehen

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Was hätte man tun können, um das Kölner Stadtarchiv vor der Zerstörung zu bewahren? Nichts, meinen zwei Leser und springen damit der Direktorin des Archivs bei. Ein anderer stellt die Zwangsabgabe für öffentlich-rechtliche Sender in Frage.

Anwürfe und Unterstellungen

Im Artikel "Alles in Fetzen" vom 20./21. Januar wird suggeriert, die Direktorin des Kölner Stadtarchivs, Frau Dr. Schmidt-Czaia, habe den Einsturz des Archivs vorausahnen und aufgrund dieser Ahnung die gesamten 25 Regalkilometer Archivgut vorsorglich auslagern müssen - und das trotz eines ihr vorliegenden Baugutachtens, das die Stabilität des Gebäudes bescheinigte. Keine Verwaltung der Welt hätte Raum und Mittel für eine solche Evakuierungsaktion bereitgestellt! Wenn dann die vermeintliche Unterlassung noch damit kontrastiert wird, dass das Kölner Archivgut im beginnenden Bombenkrieg des Zweiten Weltkriegs ja auch evakuiert worden sei, wird verglichen, was nicht vergleichbar ist.

Ferner ist es ganz abwegig zu behaupten bzw. die Behauptung zu kolportieren, die Direktorin des Stadtarchivs "lasse sich kaum helfen". Denn abgesehen davon, dass Tausende freiwillige Helferinnen und Helfer, auch aus dem Ausland, in den Monaten nach dem Einsturz bei der Bergung im Einsatz waren, initiierten Dr. Schmidt-Czaia und die Stadt Köln schon kurz nach dem 3. März 2009 den "Fachbeirat zum Wiederaufbau des Historischen Archivs der Stadt Köln". Dieser besteht aus hochrangigen Archivaren, Restaurierungsexperten und Fachwissenschaftlern und berät das Stadtarchiv seither intensiv.

Geradezu perfide ist es schließlich, dass der SZ- Artikel - neun Jahre nach dem Einsturz - die Frage einer persönlichen Schuld von Frau Dr. Schmidt-Czaia aufwirft und sich dabei, da belastbarere Hinweise fehlen (wo sollten die auch herkommen?), auf Anwürfe und Unterstellungen frustrierter ehemaliger Mitarbeiter stützt, ohne nach deren Motivation zu fragen.

Dr. Ernst Otto Bräunche

Dr. Marcus Stumpf

Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag

Zwangsabgabe - der falsche Weg

"Komaglotzen statt Lagerfeuer" vom 30. Januar: Der Kommentar schildert eindringlich, was auf die öffentlich-rechtlichen Sender zukommt. Zeigt damit aber leider auch, warum das System der Zwangsabgabe der falsche Weg ist. Hier fehlt der Druck, sich an die geänderten Bedingungen anzupassen, attraktiver zu werden. Wer Netflix schaut, sieht kaum ein, die Öffentlich-Rechtlichen zwangsweise am Leben halten zu müssen.

Dr. Harald Th. Galatis, Altenkirchen

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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