Weitere Briefe:Hightech & Heighmat

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Zum Jahresauftakt gibt's populistische CSU-Worthülsen. Weitere Briefe befassen sich mit dem Brenner-Bahnzulauf und mit der Kalkulation von U-Bahn-Kosten.

Falsch kalkuliert

Der Verfasser des Leserbriefes "Schlecht kalkuliert" vom 7. Januar (zu "Bahn frei für die U5 nach Pasing" vom 16. Dezember) rechnet vor, dass es circa 91 Jahre dauern wird, bis sich der Ausbau der U5 nach Pasing amortisiert haben wird. Ich würde ihn gern fragen, wie lange es dauert, bis sich die Anschaffung seines Autos amortisiert hat, und vor allem, wie er das anstellt mit der Amortisierung.

Also, bei keinem meiner Autos ist mir das bisher gelungen, im Gegenteil, sie kosten mich jedes Jahr Tausende von Euros für die Anschaffung, Steuern, Versicherung, Kundendienst, Reparaturen, neue Reifen, etcetera, und vor allem für den Sprit, den ich reinlaufen lasse und der immer wieder alle ist und ersetzt werden möchte. Wenn ich mir Leute vorstelle, die 50 000 oder 60 000 Euro für einen Neuwagen ausgeben, den sie schon nach ein oder zwei Jahren wieder abstoßen, weil sie immer ein neues Fahrzeug möchten, dann kommen da pro Jahr sicher sehr schnell 15 000 bis 20 000 Euro zusammen, die für diesen Luxus ausgegeben werden.

Woher kommt diese immer wieder erhobene, absurde Forderung, öffentliche Verkehrsmittel müssten kostendeckend arbeiten oder gar Gewinne abwerfen? Ein Privatmann leistet sich den Luxus eines Privatwagens, eine Kommune oder ein Staat leisten sich öffentliche Transportmittel - die im Übrigen kein Luxus, sondern blanke Notwendigkeit sind. Wenn man die Summe, die dafür aufgewendet wird, pro Kopf auf die Einwohner umrechnet, sind das vermutlich echte Schnäppchen im Vergleich zum Mittelklassewagen.

Monika Gamperling, Friedberg

High Tech & Highmat

Vielen Dank für Ihren aufmerksamen Bericht "Söder warnt vor ,Hysterie' wegen Corona" vom 10. Januar. Wenn Ihre Zitate vom "großen virtuellen Jahresauftakt" der CSU stimmen, und davon gehe ich aus, denk ich an Heraklit von Ephesus, den großen Denker. Panta rhei. Alles ist immer in Bewegung, im Fluss, im Wandel, als zeitloser Kernsatz für das Dasein. Besonders für das Dasein des Polit-Personals vor Wahlen. Die Milden, Freundlichen, Ausgleichenden werden plötzlich furchtbar energisch, polarisierend, sind empört und sprechen nur mehr harten Klartext, die vormals Klartext-Lautsprecher mutieren plötzlich zur anderen Seite. Umarmen Bäume, beschützen freie Bienen statt die Freiheit sportlicher Auto-Freaks auf freien Autobahnen, sind energisch, allergisch gegen Belehrungen, Ermahnungen, nachhaltige Ernährungs-Tipps und preschen nicht mehr, wie gewohnt ständig vor. Immer Nummer eins, immer Superselfie. Sprechen nurmehr von Zuhören, Versöhnung. High Tech & Highmat, Lederkäs & Leberhose... (sic!)), Heilen und Teamarbeit. Team Vor-Nach-Übersicht, Team Augenmaß-Bescheidenheit. Team Bavaria One, Team Versöhnung, Team-Wir. "Gerade wir in unserem Freiheitsdenken, in unserer Freiheitsphilosophie, wir, die freien Bürgerlichen im Freistaat." Und künftig (ab wann?) wird man sich auf Bayern konzentrieren, und ab sofort, wenn es die Pandemie erlaubt, müssen die Landtagsabgeordneten (Sauter & Friends) wieder rausgehen, ausschwärmen: Näher am Menschen. Da bleibt einem fast die Luft weg. Trotzdem: Abstand mit Anstand!

Christoph Oberhuemer, München

Nebelkerzen und Floriansprinzip

Ich finde die Berichterstattung zum Brenner-Zulauf ( "Bahn rüstet zu Lasten der Münchner auf" vom 11. Januar) insgesamt einseitig. Die Interpretation des Wortes "Eingangsprämisse" als "heißt aber im Umkehrschluss: völlig ausgeschlossen ist es nicht" halte ich für eine Unverschämtheit. Alle wollen "Güter auf die Bahn" (sagen sie wenigstens) - aber nur, wenn die Bahn ganz weit weg ist. Natürlich ist es unser aller Lebensstil, der die Gütertransporte verursacht. Und je länger man den Brennertunnel und die Zuläufe schlecht redet, umso schlimmer wird es werden. Auch das Jonglieren mit Zahlen ist extrem merkwürdig. Im Inntal heißt es: Es kommen weniger Güterzüge, als die Deutsche Bahn (DB) sagt, also brauchen wir keine Neubautrasse und kommen noch Jahrzehnte mit der Bestandsstrecke aus. Je näher man an München kommt, umso eher heißt es: Die Zahlen sind viel höher, als die DB sagt. Was denn nun? Ich bin auch kein Freund der Verkehrspolitik der vergangenen Jahrzehnte, und die DB leistet sich ohne Zweifel viele Unverschämtheiten gegenüber ihren Kunden und gegenüber anderen Betroffenen. Hilfreich wäre eine abwägende Berichterstattung, die Pro und Contra gleich gewichtet zu Wort kommen ließe. Die sehe ich aber nicht - auch nicht in der SZ. Es gibt ja Gründe, warum die DB so plant, wie sie es macht.

Wer übernimmt die Verantwortung, wenn das Projekt scheitert oder 20 Jahre zu spät kommt? Wir haben ja mit dem Rheintal in Baden-Württemberg (und in kleinerem Maße mit der Allgäustrecke) vor Augen, wie man durch schlechte und immer wieder verzögerte Bahnprojekte den Ruf Deutschlands bei den Nachbarstaaten ruiniert und den europäischen Lkw-Verkehr in großem Maßstab fördert.

Edmund Lauterbach, Unterschleißheim

© SZ vom 13.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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