Weitere Briefe:Gesang und Mythen

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Eine Welt so ganz ohne Singvögel ist eine trostlose Welt. Eine SZ-Leserin aus Rom beschreibt, wie Hollywood durch die Antike inspiriert wurde.

Die Urfigur des Rebellen: Prometheus entwendet von den Göttern das Feuer, um es den Menschen zu bringen. Zur Strafe wird er an einen Felsen des Kaukasusgebirges gekettet. (Foto: TASCHEN/Gustaf Tenggren Papers, Children's Literature Research Collections, University of Minnesota Libraries)

Trostlose Welt

Zu "Europa verliert seine Vögel" vom 24. November: "Komm, Trost der Nacht, o Nachtigall! / Lass deine Stimm mit Freudenschall / Aufs lieblichste erklingen!" Das legte Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen 1668 einem Einsiedler im hessischen Spessart in den Mund, in einer Zeit, als Europa von Krieg zerrissen und von Seuchen geplagt war. Heute, in ähnlich düsterer Zeit, müssen wir wohl auf diesen Trost verzichten, denn unsere Singvögel sterben dahin! Wie trostlos eine Welt ohne Vögel sein kann, habe ich in chinesischen Großstädten zur Genüge erlebt und wünsche meiner Heimat Europa eine solche Zukunft nicht.

Professor Berthold Riese, Germering-Unterpfaffenhofen

Hollywood und die Antike

Zu "Sagenhaft" vom 20./21. November: Es ist sehr schön und begrüßenswert, über Gustav Schwabs "Sagen des klassischen Altertums" zu schreiben und den Einfluss der Antike auf die späteren Zeiten bis hin zur Gegenwart hervorzuheben. Was mich allerdings wundert, ist, dass der Autor mit keinem einzigen Wort Homer, Aischylos, Euripides oder sonst einen der antiken Dichter erwähnt - die gesamte Literatur (oder Mythologie) der klassischen Antike, aus der Gustav Schwab ja die Geschichten nimmt. Was macht Schwab? Er ordnet die verschiedenen Versionen überlieferter Stoffe chronologisch und erzählt sie nach, sodass der heutige Leser (oder der Leser seiner Zeit) sie ohne große Mühe lesen kann - großartig, wirklich sehr gut. Allerdings: darüber zu schreiben, ohne die antiken Dichter zu erwähnen, zeugt von einer beeindruckenden Oberflächlichkeit - entweder von Herrn Matzig, was ich nicht annehme, oder aber, schlimmer, dass Herr Matzig diese Oberflächlichkeit seinen Lesern unterstellt. Obendrein ist es irreführend und vermittelt den SZ-Lesern ein falsches Bild, sowohl von dem, was Schwab geleistet hat, als auch von dem, was eben nicht seine eigene Leistung ist. "Hollywood ist Haupterbe des schwäbischen Pfarrers". Nein. Wenn schon: Hollywood ist Haupterbe der klassischen Antike.

Kristine Iara, Rom/Italien

© SZ vom 30.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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