Weitere Briefe:Gefährderansprache und ein Friseur-Problem

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Themen sind außerdem die Wahlplakate der CSU in Bayern sowie die Architekturkritik eines Lesers am geplanten "Königshof" am Münchner Stachus.

Dann helfen nur Verbote

Der Leiter der Umfrage (Oliver Gansser vom Institut für Empirie und Statistik; d. Red.) macht klar, dass die meisten ganz genau wissen, was getan werden müsste, es aber aus reiner Bequemlichkeit nicht tun ( "Einsichtig, aber nicht konsequent", 26. August). Das Problem ist ähnlich dem, wie es einem in jedem Erste-Hilfe-Kurs beschrieben wird: Niemand fühlt sich angesprochen, wenn man um Hilfe ruft. Deshalb wird einem dort auch eingebläut, Umstehende persönlich anzusprechen: "Sie mit der roten Jacke, rufen Sie die Rettung!". Im Fall des Klimaschutzes ist klar, dass man etwas tun muss, nur sollte es halt irgendjemand tun, die Regierung bitte - nur nicht man selbst, denn man hat zig triftige Gründe parat, warum man dringend ein Auto braucht und in den Urlaub fliegen muss.

Alle belügen sich erfolgreich selbst, und niemand will sich die offensichtliche Wahrheit eingestehen, dass nämlich er persönlich mit seinem SUV, seinem Urlaubsflug, seinem Shoppen und Wegwerfen, seinen weggeschmissenen Lebensmitteln et cetera ganz persönlich schuld ist am Aussterben von Arten und an der Zerstörung der Arktis, der Korallenriffe, der Regenwälder, und so weiter.

"Ja, genau Sie mit der roten Jacke meine ich, Ihretwegen verhungert gerade ein Eisbär!" Die ganz persönliche "Gefährder-Ansprache" für jeden Einzelnen ist leider praktisch nicht durchführbar. Deshalb muss sie in einer Weise erfolgen, die auch der letzte nicht mehr erfolgreich verdrängen und ignorieren kann: In Form von Vorschriften und Verboten.

Susanne Tillich, München

Fehlerhafte Verordnung

Im Beitrag "Eine Verordnung, viele Tücken" (24. August, Bayern) beschreiben Sie den unhaltbaren Ist-Zustand dieser Verordnung. Ein Friseur braucht keinen 3-G-Nachweis (geimpft, genesen, getestet), seine Kunden aber schon. Wem ist denn dieser Irrsinn eingefallen? Um die Corona-Pandemie zu bekämpfen, müsste es eher umgekehrt sein. Der Kunde geht alleine nach Hause, der Friseur bedient den nächsten Kunden. Von allen, die körpernahe Dienstleistungen anbieten, muss unbedingt auch ein 3-G-Nachweis verlangt werden.

Wie will man Menschen sonst dazu bewegen, sich an die geltenden Schutz-Regeln zu halten, wenn man solchen Unsinn verordnet? Wer ist denn für diese handwerklichen Mist verantwortlich? Wenn sich niemand meldet und das sofort korrigiert, ist das unser Ministerpräsident Markus Söder.

Wolfgang Vadlau, München

Ambitioniert, aber hässlich

Als ich das dem Artikel beigefügte Bild mit dem Neubau, gesehen vom Stachus aus, sah, stockte es in mir ( "Übernimmt Benko jetzt auch den Königshof" vom 20. August). Was hat den Stadtrat bewogen, dem Ersatz eines zwar nicht schönen, aber schon wegen der sich über seine gesamte Breite erstreckenden Glasfassade des Restaurants freundlichen und einladenden Gebäudes durch einen derart hässlichen Neubau am zentralsten Platz von München zustimmen? Die beiden in der heute üblichen nichtssagenden Kassettentechnik gestalteten Gebäudehälften sind durch einen tiefen Spalt getrennt, der Assoziationen an die Wirkungen eines Erdbebens auslöst.

Für die Betreiberfamilie Geisel, der möglicherweise die mit dem in München und darüber hinaus gut bekannten Luxushotel "Königshof" erzielten Einnahmen nicht reichten, sind die immensen Kosten des Abrisses und Neubaus (Corona kann kaum der Hauptschuldige sein, denn die dadurch bedingten Verluste wurden - so die staatlichen Verlautbarungen - von den Steuerzahlern ausgeglichen) vielleicht ein weiterer Hinweis von überirdischer Seite, dass wir Menschen etwas bescheidener sein sollten.

Dr. Heiko Barske, Seefeld

Spitzenbewerber auf dem Plakat

Endlich merken potenzielle Wählerinnen und Wähler, was sie sich mit einer Wahl der C-Parteien einhandeln ( "Söder schlägt Alarm", 20. August): Auf der einen Seite einen denkbaren zukünftigen Kanzler, dem scheinbar doch das Format zu dieser Position fehlt, und bei dem andererseits zu befürchten ist, dass ihm von der Staatskanzlei in München ständig Prügel zwischen die Beine geworfen werden. Dass auch die Umfragewerte der CSU sinken, ist nicht verwunderlich: Söder ist darin groß, Ansagen zu machen, aber nicht zu handeln. Außerdem demonstriert er extreme Entscheidungsschwäche, wenn er nicht in der Lage ist, die größten Versager im Bundeskabinett - die Staatsministerin Bär und die Minister Scheuer und Seehofer - auszuwechseln. Vielleicht hat er auch kein Ersatzpersonal dafür. Ein Grund mehr, die CSU nicht zu wählen. Außerdem nimmt es Söder mit der Wahrheit nicht so genau: Im oben genannten Artikel wird Söder mit der Aussage zitiert, "wir haben ausführlich Armin Laschet plakatiert, da lassen wir uns nichts, aber auch nichts nachsagen". Am 18. August hat der Autor dieser Zeilen ein Plakat fotografiert, das mit Sicherheit nicht Armin Laschet zeigt (sondern den Kopf einer Kuh; d. Red.).

Wie wir wissen, leisten Rinder mit ihren Abgasen einen großen Beitrag zum Klimawandel. Und die soll man jetzt wählen . . .?

Volker Loch, Strullendorf

© SZ vom 28.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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