Weitere Briefe:Frauenpower, Schule

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Warum die Neue im SAP-Vorstand nur bedingt als Vorbild für andere Frauen im Land tauge, beschreibt eine Leserin. Einen wichtigen Grund für den fehlenden Zusammenhalt in der Gesellschaft sieht ein Leser im geteilten Schulwesen.

Chancen statt Vorbilder

Zu " Endlich ein Vorbild" vom 12./13. Oktober: Als Vorbild eignet sich Frau Morgan kaum, denn ihre Karriereleiter, die sie nun an die Spitze des Dax-Konzerns SAP führte, hatte noch nicht einmal eine Sprosse in Deutschland. Was sollen Frauen hierzulande also daraus lernen? Dass sie am besten einen Umweg über Amerika nehmen, weil man da leichter Karriere macht? Vorbilder dieser Art brauchen allenfalls Männer, die immer noch nicht glauben (wollen), dass Frauen es auch können - wen wundert's, angesichts einer ihnen hier erwachsenden, gar nicht so kleinen und recht unbequemen Konkurrenz, die mittlerweile nicht nur häufiger akademische Abschlüsse macht, sondern auch noch die besseren.

Frauen brauchen keine Vorbilder, sondern Chancen. Sie wissen bereits, dass sie es können - ihnen fehlt keineswegs der Mut dazu, sondern oft nur die Gelegenheit, es zu beweisen. Ob Frau Morgan anderen Frauen bei SAP hierzulande wenigstens den Weg ein wenig ebnet, wird sich noch zeigen .

Sabine Hartl, München

Schule teilt statt zu verbinden

Zu " Schule der Einheit" vom 13. September: Landauf, landab wird jetzt von vielen Politikern und fast allen Medien beschworen, dass die Einwohner Deutschlands wieder ein Gemeinschaftsgefühl entwickeln müssen. Selten wird die Frage gestellt, wie sich ein Gefühl des Zusammenhalts entwickeln soll, wenn in einem wichtigen Sozialisationsabschnitt einem Gemeinschaftsgefühl entgegengewirkt wird. Nach der Grundschulzeit - und Susanne Klein stellt überzeugend dar, was Grundschule leisten kann - werden alle Schüler aufgeteilt: in Haupt-/Werkrealschüler, Realschüler, Gymnasiasten und in eine wachsende Zahl von Gemeinschafts- und Gesamtschülern. Nicht benannt sind die Privatschulen. Wie soll sich da ein Solidaritätsgefühl bilden?

Im Wesentlichen ändert sich nichts. Aber warum? Einerseits ist es sicher ein Gewöhnungseffekt: Es sind nicht nur die Grundschulen, die 100 Jahre Geburtstag feiern, auch das gegliederte Schulwesen, das Schüler nach der vierten Klasse sortiert, hat sich hundert Jahre gehalten.

Viele Kultusminister wissen, warum sie internen Ländervergleichen eine höhere Bedeutung beimessen als internationalen Bildungseinschätzungen. Kompetenzdrill lässt sich auch in althergebrachten Selektionssystemen recht gut durchführen. International erhobene Vergleiche wie Pisa kommen einem breiteren Bildungsbegriff, der auch soziale Fähigkeiten erfasst, deutlich näher.

Helmut Gattermann, Merzhausen

© SZ vom 17.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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