Weitere Briefe:Frauen, Männer, USA

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Wer hat sich immer für die Frauen eingesetzt? Die SPD, betont ein Leser. Daher dürfe man sie beim Rückblick auf den Kampf für das Frauenwahlrecht nicht vergessen. Andere Leser schreiben über das Wahlrecht in den USA und das allgemeine Geschlechterverhältnis.

Frauenförderer SPD

" Vergessene Heldinnen" vom 12. November: Als der Rat der Volksbeauftragten - zusammengesetzt aus SPD und USPD-Vertretern - das allgemeine Wahlrecht für Frauen einführte, war dem ein langer Kampf für die Gleichheit der Frauen vorausgegangen. Die "bürgerlichen" Anhängerinnen des Frauenwahlrechts hatten sich im 19. Jahrhundert darum bemüht. Aber keine Partei aus dem "bürgerlichen" Felde unterstützte diese Forderung. August Bebel, der spätere SPD-Vorsitzende, aber hat sich seit 1875 für das Frauenwahlrecht eingesetzt und seine Partei auch dafür 1891 gewonnen. 1895 legte die SPD im Reichstag einen entsprechenden Gesetzesentwurf vor. Die sozialdemokratischen Männer mussten es ertragen, dass sie bei den Herren aller anderen Parteien damit Heiterkeit ernteten. Erst mit der Revolution 1918 konnten die Sozialdemokraten ihre Vorstellungen durchsetzen: das allgemeine Frauenwahlrecht. Die erste Rednerin im Reichstag, Marie Juchacz, ist bis heute nicht vergessen, ebenso wenig wie Clara Zetkin, die sich in den Reihen der Sozialdemokratie für diese langjährige Forderung der Arbeiterbewegung einsetzten. Ein Kommentar, der am Tag des Frauenwahlrechts all dies nicht erwähnt und stattdessen die kaisernahe Deutsche Volkspartei zitiert, erweckt den Eindruck, als habe es die Sozialdemokratie nie gegeben.

Toni Gernert, Ochsenfurt

Wenn der Verlierer gewinnt

In " Chaos im Sunshine State" vom 17./18. November schreibt der Autor, es sei ein Novum in der amerikanischen Geschichte gewesen, dass ein Kandidat (George W. Bush) mit der Mehrheit der Wahlmännerstimmen (electoral votes) zum Präsidenten gewählt wurde, obwohl sein Gegenkandidat (Al Gore) die Mehrheit der direkten Stimmen (popular votes) hatte.

Das gleiche Phänomen gab es aber bereits bei den Wahlen von 1824 (erstmalige Auszählung und Veröffentlichung der direkten Stimmen), 1876 und 1888. Ob bei den Wahlen 1960 John F. Kennedy (Sieger der Wahl) oder Richard Nixon die Mehrheit der direkten Stimmen errang, ist bis heute umstritten. Es ist einfach ein Phänomen des amerikanischen Mehrheitswahlrechts, dass ein Kandidat mit einer Minderheit der Direktstimmen mit der Mehrheit der Wahlmännerstimmen zum Präsidenten gewählt wird.

Prof. Uli-Josef Guckelsberger, Neustadt

Gemäß dem eigenen Geschlecht

Immer wieder liest man Diskussionsbeiträge zur genderkorrekten Schreibweise der männlichen und weiblichen Form. Da gibt es verschiedene Vorstellungen mit Bindestrich (Schüler-in ...), Schrägstrich (Schüler/in ...) oder Sternchen (Schüler*in), was mitunter beim Lesen irritieren kann. Ich habe mal eine Broschüre der Berliner Stadtverwaltung zur Situation der Pflege in der Hauptstadt gelesen. Darin hat ein wohlmeinender Autor immer die männliche und weibliche Form gewählt, also zum Beispiel "Patienten und Patientinnen", "Ärzte und Ärztinnen", "Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen", "Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen" usw. geschrieben, was beim Vorlesen (ich einem blinden Menschen) total nervig war. Da die Diskussion zu diesem Thema mit der deutschen Gründlichkeit doch manchmal absurd verzettelt wirkt, hier mein unkompliziert gemeinter Vorschlag: Der oder die jeweils Schreibende spricht oder schreibt das Wort gemäß dem eigenen Geschlecht. Also schreibt der Schulleiter "der Schüler" und die Museumsleiterin "die Besucherinnen", der Arzt "die Patienten" und die Bürgermeisterin "die Bürgerinnen", usw. Vielleicht könnten mit dieser Regelung auch mehr Frauen motiviert werden, in den Medien mehr zu schreiben bzw. zu sprechen.

Dr. Peter Unglert, Landsberg am Lech

Nie mehr nur sexy und angepasst

"Gefallene Engel" und " Was bleibt" vom 17./18. November: Die 60er und 70er waren der Beginn der Pornofizierung unserer Gesellschaft. Sex sells. Das Frauenbild, das Männer wie Bernardo Bertolucci, Leslie Wexner, Ed Razek und viele andere seit Jahren vertraten und vertreten, entspricht noch dem des Playboy-Gründers Hugh Hefner: Der Wert einer Frau wird allein anhand ihrer sexuellen Attraktivität gemessen, Frauen haben sexy, angepasst und unterwürfig zu sein und sollen möglichst den Mund halten (für geistreiche Gespräche hat Mann seine Männerfreundschaften und -netzwerke). Dieses Frauenbild für Kommerz und Marketing aufrechterhalten zu wollen, um einseitige (meist männliche) Sexfantasien zu befriedigen, ist völlig inakzeptabel und rückwärtsgewandt. Es gehört schon längst in die Zeit vor "Me Too".

Gabriele Lauterbach-Otto, Überlingen

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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