Weitere Briefe:Brot und Wissenschaft

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Ein Leser fragt, warum britisches Brot in der SZ plötzlich als essbar gilt. Ein anderer erklärt den Begriff Wissenschaftsrevolution.

Plötzlich essbar?

" Laib mit Seele" vom 27. November über die Altbrot-Verwertung eines britischen Bäckers: Wem wollen Sie einreden, dass englisches Brot, das die Briten schrecklicherweise in der ganzen Welt verbreitet haben, auf nur irgendeine erdenkliche Weise zu - insbesondere für Deutsche - essbarem Brot verwandelt werden könne?

Johannes Steigner, Schmalfeld

Revolution geht anders

" Gelehrte in Waffen" vom 23. November zur Rezension des Buches von Frank Rexroth: "Fröhliche Scholastik. Die Wissenschaftsrevolution des Mittelalters": Wenn man unterstellt, dass der Rezensent die Botschaft des Buches angemessen dargestellt hat, kann man sich nur wundern, dass im Untertitel von einer Wissenschaftsrevolution die Rede ist. In der Tat hatte sich im zwölften Jahrhundert in Frankreich, insbesondere in Paris, eine besondere Streitkultur entwickelt. Alle redeten über die aristotelische Logik, und eine starke Konkurrenz unter Lehrern und Schülern bei deren Anwendung und Auslegung führte zu Auswüchsen, wie sie in dem Buch vermutlich detailliert beschrieben worden sind. Diskursgemeinschaften und Streit mit Andersdenkenden gab es aber schon bei den Griechen. Nachdem antike Quellen zur Logik im zwölften Jahrhundert bekannt wurden und rezipiert werden konnten, kam es mit diesem Denkwerkzeug zu einer Wiederbelebung der Dialektik. Logisches Schließen allein liefert jedoch noch keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, ist allerdings notwendige Grundlage für wissenschaftliches Argumentieren.

Ein Wandel in der Kultur der Auseinandersetzung in der Wissenschaft ist noch keine Wissenschaftsrevolution, und schon gar nicht, wenn es um die Ausarbeitung überlieferter Methoden geht. Das Buch mag ja unterhaltsam und amüsant über die Verhältnisse an den damaligen Kathedralschulen berichten. Über etwas revolutionär Neues in der Wissenschaft oder gar über die Entstehung der modernen Wissenschaft wird man nichts erfahren können. Das alles gab es einfach nicht.

Prof. em. Josef Honerkamp, Freiburg

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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