Weitere Briefe:America, not beautiful

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Warum sollte man Menschen immer nach ihrer Ethnie einordnen, fragt ein Leser. Er kennt diese Unsitte vor allem aus den USA. Ein anderer sieht die wahre Gefahr nicht in Donald Trumps Tweets, sondern in denen, die sie lesen.

Evolutionäre Anpassung

Der Artikel " Kommt nur her" vom 11. Januar über die US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez ist nur ein Beispiel für die meiner Meinung nach ungute Gepflogenheit einer ungefilterten Kopie des US-amerikanischen Journalismus. In den USA legen die Menschen immer noch sehr großen Wert auf die sogenannte Herkunft eines Menschen. Selbst in amtlichen Formularen muss ich noch meine Ethnie vermerken, obwohl die Wissenschaft schon oft und zweifelsfrei bewiesen hat, dass es so etwas gar nicht gibt. Wir leben in einer globalen Welt. Farben von Haut und Haar sind dagegen nur eine evolutionäre Anpassung an den Grad der Sonneneinstrahlung in der Umwelt meiner Vorfahren, um diese vor Folsäureverlust oder Vitamin-D-Mangel zu bewahren, die großen Einfluss auf unsere Fortpflanzungsrate haben.

Wir sollten also sachlich bleiben und nur die Leistungen gewählter Repräsentanten beurteilen und nicht deren Äußeres. Auch positiver Rassismus oder Sexismus ist eben ein solcher. Warum also besonders darauf hinweisen, dass eine Abgeordnete schwarz, weiß, hispanisch, muslimisch, bisexuell oder - ogottogott - gar eine Frau ist. Wir befinden uns im Jahr 2018 und sollten uns solchen Schwachsinn einfach sparen. Außer wir weisen extra mal darauf hin, wie rückständig die USA in diesem Punkt tatsächlich sind. Leider durch alle Bevölkerungsschichten hindurch.

Christian Ludt, München

Die wahre Gefahr

" Der große Kommunikator" vom 12./13. Januar: Die Sprachforscherin Elisabeth Wehling kann Donald Trump in ihrer Halbzeitbilanz als noch so genialischen "Twitter-User" darstellen. Die Quintessenz der buchstäblich ermüdenden Lektüre der Unmenge von primitiven und hetzerischen Trump-"Tweets" ist doch, dass die wahre Gefahr ganz offensichtlich von den Twitter-Rezipienten in den USA ausgeht. Wie bemerkte doch schon George Bernard Shaw so treffend: "The 100% American is 99% an idiot." Dabei könnte es eine positive Perspektive für 2020 sein, dass die Gesamtzahl der Twitter-Nutzer in den USA mit derzeit geschätzten knapp 60 Millionen bei Weitem nicht heranreicht an die mehr als 230 Millionen wahlberechtigten US-Bürger. Wäre da nicht das US-Wahlsystem, das zu garantieren scheint, dass die USA nicht besser regiert werden, als die Trump-Wähler es dann auch verdienen.

Johannes Bielefeld, Tübingen

© SZ vom 22.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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