"Alles, was recht ist" und " VW kauft seine Chefs frei " vom 22. Mai:
Auf den Punkt gebracht
Die Artikel von Angelika Slavik und Klaus Ott geben einen fundierten Einblick in diesen "Skandal-Dauerbrenner". Ganz selten gelingt es aber, einen Artikel so perfekt durch ein Bild auf den Punkt zu bringen, wie hier. Das Foto von Kay Nietfeld/dpa ist Spitze: Chapeau! Die beiden feixenden, freigekauften, in sich hineinkichernden VW-Chefs ist eine Komprimierung der Sachlage, wie sie ganz selten gelingt.
Uwe Andresen, Hamburg
Zweifelhafte Absprache
Nicht nur, dass dem Unternehmen und der Volkswirtschaft Milliardenschäden durch Abgasmanipulationen entstanden sind, dem Ansehen der gesamten Wirtschaft Schaden zugefügt wird, darüber hinaus die reine Marktwirtschaft ihre Glaubwürdigkeit einbüßt, fragt man sich, ob das Gericht sich über die Folgen dieses Deals im Klaren ist, welche verheerende Symbolik er entfaltet und vor allem, wie das auf junge Menschen wirken muss, die noch an den Rechtsstaat glauben? Es ist sehr bedauerlich, dass das Gericht nicht im "Namen des Volkes" entschieden hat, sondern sich auf diese zweifelhafte Absprache zwischen den Prozessbeteiligten eingelassen, um eine Entscheidung herumgedrückt und es versäumt hat, der Öffentlichkeit die Möglichkeit zu geben, sich ein eigenes Bild zu machen über die betrügerischen Machenschaften bei VW. Damit ist auch jede abschreckende Wirkung verfehlt worden, noch sind die Verantwortlichen angehalten worden, für ihr Fehlverhalten, "vor dem Volk" Rede und Antwort zu stehen. Stattdessen bleibt alles im Dunkeln.
Wolfgang Gerhards, Berlin
Ein Auge zugedrückt
Die Justiz würde den VW-Managern keinen Deal angeboten haben, wenn sie sich gute Chancen für eine Verurteilung ausgerechnet hätte. Einem Freispruch aber war eine "freiwillige" Strafzahlung dann doch vorzuziehen. Beim Dieselskandal nach individuellem Verschulden zu fragen, erschien mir aber ohnehin nicht der ergiebigste Ansatz. Handelte es sich doch vor allem um das Ergebnis einer Verfilzung von Industrie, Politik und Fachbehörden. Die Industrie fühlte sich bei ihren umweltschädlichen Tricksereien vor allem deshalb so sicher, weil der Staat, wenn es um den deutschen Fetisch Auto und die Arbeitsplätze in der Autoindustrie ging, schon immer gerne ein Auge zugedrückt hat. Warum hätte das nicht auch diesmal klappen sollen?
Axel Lehmann, München
Freifahrtschein
Der schöne Begriff "Systemrelevanz" ist nicht nur für die Fleischindustrie oder die Banken ein Freifahrtschein für ihr oft unrechtes und unmoralisches Handeln, sondern auch für die Automobilindustrie, insbesondere VW. Die verantwortlichen Politiker schauen dem Treiben der Verantwortlichen tatenlos zu, Richter schweigen oder fällen Urteile zu deren Gunsten und auf Grundlage von Rechtsinterpretationen, von denen die Verbraucher, die die Fahrzeuge dieser Hersteller, bestenfalls noch mit Steuergeldern gesponsert, kaufen sollen, wohl nie profitieren würden.
Oliver Schulze, Detmold