SZ Werkstatt:Wie unabhängig sind Berichte über Sender?

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Claudia Tieschky über Artikel zu Rundfunk-Themen trotz bestehender Kooperationen.

Wie unabhängig kann die Berichterstattung in der SZ zur Erhebung und Erhöhung der Zwangsgebühren für Radio und TV sein? Ist eine kritische Berichterstattung gefährdet durch die Zusammenarbeit mit NDR/WDR oder durch die tägliche Anzeige des Bayerischen Rundfunks?

Wolf-Dieter Scholz-Moldtmann, Kiel

Zunächst ist es vielleicht wichtig zu erklären, dass in der Recherche-Kooperation zwischen Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR jeder Partner seine Kosten selbst trägt; es gibt keine Querfinanzierung zwischen den Investigativ-Ressorts der SZ und beispielsweise des NDR. Zudem entscheidet jeder Partner selbst, ob und wie eine gemeinsam recherchierte Geschichte veröffentlicht wird. Die journalistische und die finanzielle Verantwortung bleibt also bei der jeweiligen Redaktion. Und klar ist auch: Es gibt keine Rücksichtnahme der SZ auf die ARD, nur weil wir mit zwei Anstalten bei Recherchen kooperieren. Ebenso wie es umgekehrt keine Rücksichtnahme etwa des NDR-Medienmagazins "Zapp " auf die SZ gibt.

Ich nehme aber Ihre Frage jetzt auch mal persönlich. Eigentlich wollen Sie doch wissen, ob ich als SZ-Redakteurin über die Rundfunkabgabe anders berichten würde, wenn die Recherche-Kooperation nicht bestünde. Wenn ich Ihnen jetzt sage: "Nein, tue ich nicht", dann nehme ich an, dass Ihnen das nicht so ohne Weiteres genügt. Das würde es mir möglicherweise auch nicht. Ich schreibe aber schon sehr lange über die Rundfunkfinanzierung - schon viel länger, als es die Recherchekooperation gibt. Und ich war schon immer der Meinung, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk ausreichend finanziert sein muss. Mich hat in der Frage also niemand "umgedreht" oder beeinflusst.

Ich versuche, den SZ-Leserinnen und -Lesern das sehr komplexe System der Rundfunkfinanzierung verständlich zu machen - auch die Methode, nach der eine unabhängige Kommission die Summe berechnet, die der Rundfunk braucht, um seinen verfassungsmäßigen Auftrag zu erfüllen. Die Mitglieder dieses Sachverständigen-Gremiums werden übrigens von den Bundesländern berufen, die keineswegs alle dem Rundfunk übermäßig gewogen sind. Die Kommission prüft die Finanzen der Sender alle zwei Jahre und gibt eine Empfehlung für die künftige Höhe der Abgabe, was stets zu Streit führt: Die Sender finden sie zu niedrig, manche Politiker und viele Beitragszahler zu hoch. Meine Arbeit besteht darin, Kenntnisse zu vermitteln, damit sich jede und jeder eine eigene Meinung bilden kann.

Bin ich dabei unabhängig und unvoreingenommen? Unabhängig ja, unvoreingenommen versuche ich zu sein. Ich weiß, dass ich mich hinterfragen muss: Ich kann (teuren) Fußballübertragungen wenig abgewinnen. Dafür liebe ich jene Fernsehfilme, die es nicht gäbe ohne die Öffentlich-Rechtlichen. Ich neige dazu, wunderbaren Filmen viel Geld zu wünschen. Da muss ich mir sagen, dass es andere wichtige Bereiche gibt bei Sendern - wie Information und Recherche - die ebenfalls finanziert werden müssen. tyc

(Foto: N/A)
© SZ vom 26.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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