Zu "Deutschland braucht viel mehr Strom" und zum Kommentar "Windräder, Windräder", beides vom 14. Juli:
Ein Offenbarungseid
Was Wirtschafts- und Energieminister Peter Altmaier einräumen musste, grenzt an einen Offenbarungseid. Dass sich der deutsche Sonderweg zur Klimarettung, der Ausstieg aus Kohle, Kernkraft und Erdgas bei gleichzeitigem massivem Anstieg von Stromverbrauch und Energiekosten nur mit Hilfe des französischen Atomstroms und von Kohlestrom aus den östlichen Nachbarländern als gangbar erweisen wird, das konnte dem Bürger eigentlich schon bisher nicht verborgen bleiben - bei aller Euphorie für die regenerativen Stromquellen, für Sonne und Wind. Einfach weiter den dünn besiedelten Osten vollstellen? Wird nicht reichen, meint Cerstin Gammelin. Andererseits wird sich jedoch auch die Akzeptanz himmelhoher Windparks, die Industrialisierung noch vergleichsweise intakter, naturnaher Kulturlandschaften nicht nennenswert verbessern lassen, sind diese doch das knappste Gut in unserem so dicht besiedelten Land. Auch die gesetzlichen Schranken von Arten- und Landschaftsschutz bis hin zum Artikel 20a des Grundgesetzes werden sich nicht einfach einreißen lassen, so sehr an der Beschleunigung und der Entfesselung der Genehmigungsverfahren gearbeitet wird. Es bleibt beim Pferdefuß von Wind- und Sonnenstrom: Solange keine adäquaten Speichermöglichkeiten existieren, vergrößert sich bei "Dunkelflauten"das Risiko fehlender Grundlastfähigkeit und von Blackouts unserer Stromversorgung. Als ob sich das eine Industrienation leisten könnte.
Wolf Hockenjos, Donaueschingen
Verpflichtende Solaranlagen
Weshalb macht man Solaranlagen und Wärmepumpen beim Hausbau nicht zur Pflicht? Ich wundere mich eh, weshalb Rentnerinnen und Rentner dafür nicht verstärkt investieren und ein E-Auto nutzen. Meine Frau und ich haben bereits vor 16 Jahren eine Wärmepumpe sowie Solaranlagen einbauen lassen und nutzen seit drei Jahren ein Elektro-Auto, denn Strom ist günstiger als Kraftstoff, zumal wenn er vom eigenen Dach kommt. Mit eigener Immobilie ist das ideal. Eine Möglichkeit wäre auch, ein oder zwei jüngere Kernkraftwerke länger laufen zu lassen. In einigen Teilen der Welt baut man sogar neue, Kohlekraftwerke ebenso. Deutschland kann die Umwelt nicht alleine verbessern.
Wolfgang Meyer, Memmingen
Alle haben Verantwortung
Ich erinnere mich noch an die autofreien Sonntage 1973, an die Aufrufe, Strom zu sparen, an die handschriftlichen Patientenkarten beim Arzt, an seine gekonnten stromfreien Diagnosen. Das ist nun fast fünfzig Jahre her, und noch mehr Strom soll aus der Steckdose kommen. Mit dem Zuwachs an technischem Gerät in der Wirtschaft, der medizinischen Versorgung, privater E-Kommunikation, der Elektromobilität egal welcher Vehikel ist der Strombedarf in einer Form gewachsen, dass ich alte Frau mir nur noch die Augen reibe. Erdgas, das als umweltfreundliche Heizkraft vor noch 35 Jahren propagiert wurde, die Anschlüsse waren teils enorm teuer, soll abgeschafft werden, was ist der Ersatz? Windräder für die Stromgewinnung sollen her, wo sollen sie in der benötigten Kapazität hin, wie viel unökonomischer Landverbrauch soll nützen, zumal auch diese Geräte sich als mindestens umweltbeeinträchtigend erwiesen haben.
Wie viel Dummheit, Ignoranz und Fachblindheit, kurz Inkompetenz und Verbrauchertäuschung soll es egal in welcher kommenden Regierung noch geben? Wider heute besseres Wissen, mit viel Hoffnung habe ich ein Kind in diese Welt gesetzt, sie plagt sich mit den bestehenden Klimaperspektiven. Wie kann mein Enkelkind mit diesen Entwicklungen leben?
Windräder und Solaranlagen sind nicht die Lösung, sondern bewusstes, Verantwortung empfindendes Verhalten und pragmatisches Denken auf allen Ebenen, ohne Wahlkampfdemagogie. Raus aus der individuellen Unbesorgtheit des intensivierten Stromverbrauchs, der so schwer zu bezahlen ist.
Barbara Demmler, Münster