Schlechte CSU-Prognosen:Hausgemachte Personalprobleme

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Die CSU deutet derzeit gerne auf Armin Laschet, wenn es um schwindende Wahlprozente in Vorhersagen geht. Doch das lenke davon ab, dass das bayerische Spitzenpersonal kein Knüller-Angebot ist, rügen Leser.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hatte die sogenannte Ausländermaut in seiner Amtszeit vorangetrieben, obwohl es rechtliche Bedenken gab. Das Projekt scheiterte. Nun räumt CSU-Chef Söder Fehler ein. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

"Mir blutet mein schwarzes Herz" vom 8. September:

CSU-Skandale und Fehlleistungen

Man muss es als billig bezeichnen, wenn CSU-Vertreter als Hauptverantwortlichen für das Umfragetief der Union und insbesondere der CSU Herrn Laschet benennen. Sieht man sich die Spitzenkandidaten der CSU für die Bundestagswahl an, befällt jeden konservativen Wähler das kalte Grausen. An erster Stelle wurde Herr Dobrindt gesetzt, dessen Skandale und Fehlleistungen als "Infrastrukturminister" (sogar vom Bundesrechnungshof benannt) nur noch durch das Mautdebakel von Herrn Scheuer (an dritter Stelle der CSU-Liste) übertroffen werden. Diese Debakel kosten uns - denn der Staat und der Steuerzahler sind bekanntlich wir -, konservativ geschätzt, 500 Millionen Euro. Also bitte, welcher mit einem Funken Verstand ausgestattete konservative Wähler soll diese Menschen mit erneuten Spitzenposten in unserem Staat belohnen?

Erinnert man sich dann noch an die CSU-Seilschaften mit und um Herrn Sauter sowie an die entsprechenden Protagonisten aus der CDU, die sich in der Pandemiezeit mit Millionen Euro Steuergeldern die Taschen vollgemacht haben, während viele Bürger und Bürgerinnen um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen mussten, kann man nur konstatieren: Der Kanzlerinnenbonus ist weg und die CSU hat es weder geschafft, Skandale adäquat aufzuarbeiten, das heißt, die Verantwortlichen in den Ruhestand zu verabschieden, noch vertrauenswürdige und damit wählbare Spitzenkandidaten aufzustellen.

Aber selbstverständlich ist es leichter mit dem Finger gen Nordrhein-Westfalen zu zeigen.

Dr. med. Thomas Lukowski, München

Söders Selbstüberschätzung

Schuld sind die anderen. Der Laschet, der Wahlkampf im "Schlafwagenmodus" und so weiter. Wieder eine typische Reaktion von Söder und seinen CSU Mitstreitern. Das ständige Nachtreten von Markus Söder gegen den CDU-Kandidaten Armin Laschet unter dem Motto "ich bin aber bessere", ist sicher keine Stärkung für die Wahlaussichten der CDU, aber dafür kann Söder ja nix. Söder ist halt Söder, seit er 1994 Mitglied des bayerischen Landtags geworden ist. Immer auf Krawall aus, immer "schlauer" als die anderen, immer beleidigt, wenn seine schmutzige Art, Politik auf Kosten von anderen zu machen, auffliegt, immer bereit, seine Meinung innerhalb von Stunden zu ändern, wenn er meint, einem "Trend" folgen zu müssen.

Nein natürlich, ER ist der Beste, und er und die CSU würden ohne Laschet und die CDU vermutlich die absolute Mehrheit im Bund und in Bayern erreichen. Was für eine Selbstüberschätzung.

Ja natürlich, man kann streiten darüber, ob Laschet der richtige Kandidat der Union ist. Ja, er ist kein aufgehender Stern am Polithimmel und kein brillanter Redner, aber das ist Scholz auch nicht. Aber im Gegensatz zu den Sozialdemokraten, die - erstaunlich für diese Partei - aktuell ohne Widerspruch hinter ihrem Kandidaten stehen, ist die Union aktuell keineswegs eine Union, sondern ein untereinander keifender und streitender Haufen mit ständigen Heckenschützen aus Bayern. Nein das Chamäleon Söder wäre nicht der bessere oder erfolgreichere Kandidat für die Union, in Nord- und Westdeutschland ist er, wie einst sein Übervater FJS und Edmund Stoiber, völlig unbeliebt. Und wenn Söder und sein Generalsekretär ehrlich sind, wissen sie auch, dass ein Blick auf die ersten drei Plätze der CSU-Landesliste zum Bundestag genügt um zu begründen, warum auch in Bayern der Daumen für die CSU nach unten geht: Dobrindt, Bär und Scheuer, mehr an politischer Bankrotterklärung geht nicht.

Klaus Brinnig, München

© SZ vom 21.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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