Rente:Eine faire Verteilung?

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Das Thema Altersabsicherung wird viel zu oft zwischen alt und jung, zwischen arm und reich ausgetragen. SZ-Leser fordern mehr Verständnis für langjährige Arbeit.

Wenn die Diskussion über die Rente zur Neiddebatte wird. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Zu "Mehr Rente, weniger Fairness" vom 4. November:

Zu viel und zu wenig

Das grundsätzliche Problem der nach dem Umlageprinzip finanzierten gesetzlichen Rente, das sich aufgrund der demografischen Entwicklung immer weiter verschärft, ist das Ungleichgewicht zwischen Beitragszahlern und Leistungsempfängern. Es ist seit Langem bekannt und wird hauptsächlich durch einen Zuschuss aus Steuergeldern kaschiert. Es überlagert ein anderes Problem, nämlich die Tatsache, dass viele Rentenempfänger allein von einer viel zu geringen Altersrente leben müssen, während andere über erhebliche sonstige Einkünfte, zum Beispiel aus privaten Lebensversicherungen, Immobilien und Erbschaften, verfügen. Letztere können auf eine Rentenerhöhung verzichten, während für Erstere gilt, dass "fünf Prozent von wenig" immer noch viel zu wenig ist.

Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Heilmann, Berlin

Alt und Jung

Immer wieder lese ich diese Gegenüberstellungen von Alt und Jung, und bin es langsam leid. Ich lebe seit langer Zeit in München und habe seit meinem 16. Lebensjahr als Buchhändlerin gearbeitet. Insgesamt waren es 47 Jahre, ohne nennenswerte Fehlzeiten. Der Buchhandel konnte nie große Gehälter bieten, deshalb beziehe ich eine Rente von 1140 Euro. Da ich mit diesem Geld durch hohe Mieten in München nicht auskommen kann, arbeite ich seit meinem Rentenbeginn mit 63 Jahren in einem 450-Euro-Job weiter, seit nunmehr acht Jahren. Ich bin also mit meinen 71 Jahren seit mittlerweile 55 Jahren berufstätig. Werden Sie das auch einmal erreichen Frau Rossbach? Ich meine nur, wegen der Gerechtigkeit.

Gabriele Weiß, München

Neid oder Respekt?

Die heutigen Rentner haben - ohne zu murren - die Renten ihrer Großeltern bezahlt und zugleich das von denen im Krieg zerstörte Land wieder aufgebaut; sie haben die Wohlstandsgrundlage geschaffen, von der die heutigen "Selbstverwirklicher" leben. Schulen, Krankenhäuser und die ganze Infrastruktur stammen aus dieser Wirtschaftswunderzeit. Heute denkt man ans schnelle Geld, Urlaubsflüge und SUVs und vergisst die Instandhaltungsinvestitionen. Man wolle nicht verzichten. Damalige Investitionen waren oft klüger als das oberflächliche Denken von heute an Reichsein und Konsum. Das für diesen Aufbau notwendige Bruttoinlandsprodukt wurde oft noch unter den Bedingungen der 40-Stunden-Woche erarbeitet und versteuert. Setzt sich dieses Profitdenken fort, könnten die heute um ihren Profit Besorgten selbst zu wehr- und wertlosen Rentnern werden.

Dr. Dietrich W. Schmidt, Stuttgart

© SZ vom 18.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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