Raser:Weniger PS, mehr Regeln

Anlässlich der Raserei eines Autofahrers in Stuttgart mit tödlichem Ausgang und weiterer Fälle fragen sich SZ-Leser, ob man sehr leistungsstarke Autos überhaupt für den Straßenverkehr zulassen sollte.

Zu " Bei Vollgas Mord" vom 12. September:

Juristen streiten sich, ob es sich um Mord oder doch "nur" Totschlag handelt, wenn, vorzugsweise junge Männer sich Autorennen liefern und dabei unbeteiligte Verkehrsteilnehmer zu Tode kommen. Der Streit mag juristisch interessant sein, zielführend ist er nicht. Er verdeckt das eigentliche Problem: die von der Politik mitverursachte Akzeptanz von Fahrzeugen, die, einem Formel-1-Boliden gleich, übermotorisiert auf die Gesellschaft losgelassen werden. Es ist Aufgabe von Ordnungspolitik, einen Rahmen abzustecken, der Leib und Leben von Menschen schützt.

Man fragt sich, warum Autos mit mehreren Hundert PS und Beschleunigungswerten von unter fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h überhaupt eine Straßenzulassung erhalten. Sie stiften keinen gesellschaftlichen Nutzen, ermöglichen Rasern, ihre "Leidenschaft" hirnlos auszuleben. Verkehrsminister, die noch glauben, ein Tempolimit auf Autobahnen sei "wider jeden besseren Menschenverstand", befeuern die Auffassung, Rasen sei ein Menschenrecht. Setzt die verantwortlichen Politiker auf die Anklagebank! Sie tragen eine nicht unerhebliche Teilschuld an dieser Entwicklung. Wir brauchen ein allgemeines Tempolimit, sinnvolle Zulassungsvorschriften, schärfere Strafen gegen überhöhte Geschwindigkeit und mehr Kontrollen. Es ist höchste Zeit, dass wir die gesellschaftliche Überhöhung des Autos beenden.

Michael und Uschi Wintermayr, Rehling

Bei (geringen) Geschwindigkeitsübertretungen, selbst auf leeren, geraden, trockenen Straßen, läuft die Ordnungsmacht zur Hochform auf, ebenso wie bei Überschreitung der Parkdauer: einfache Beweislage, bequeme Einnahmequelle. Der um sich greifenden Raserei, Aggressivität und Rücksichtslosigkeit im Verkehr scheint die Polizei hingegen weitgehend hilflos gegenüberzustehen.

Joachim Förster, Berlin

© SZ vom 09.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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