Pflege:Unmotiviert und überfordert

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In einem SZ-Interview wurde jüngst die Vision eines idealen Alten- und Pflegeheims ausgebreitet. Eine Leserin meint, so ein Heim wünsche sich wohl jeder. Leider sehe die Realität jedoch ganz anders aus.

" Anke Franke über Pflege" vom 1./2. September:

Was für ein schöner Bericht über ein Pflegeheim! Den Lebensabend in so einem Heim zu verbringen, wünscht sich wohl jeder. Aber leider sieht die Realität ganz anders aus. Mein Vater, Jahrgang 1921 - er hat den Krieg vom ersten bis zum letzten Tag mitgemacht - lebte (gestorben 11/2017) in einem Seniorenwohnheim in Fürstenfeldbruck. Die erste Zeit, als er noch mobil war, antwortete er immer auf die Frage: Wie geht es dir? "Ich kann nicht klagen." Er lebte relativ zufrieden in seinem Zimmer. Aber als dann die Hilfsbedürftigkeit, verursacht durch lasche, nicht eingeleitete medizinische Versorgung begann, stellten sich sofort gravierende Mängel ein.

Anke Franke in Ihrem Artikel sagt: "Es gibt zu wenig kompetente Heimleiter." Ich füge hinzu: "Es gibt auch zu wenig kompetente Pflegedienstleiter, Stationsleiter usw." Wenn von oben nach unten nur abgewehrt, zurückgewiesen, ja sogar vertuscht wird, wie soll sich da ein gutes, angenehmes Wohlbefinden für die Bewohner ergeben. Die wenigen Pfleger/-innen, die eine gute Einstellung zu ihrer Arbeit haben, resignieren nach kurzer Zeit.

Es muss Schluss sein mit der Beschäftigung von schlechtem, unmotiviertem, überfordertem Personal. Schwarze Schafe in einem Heim, auf welcher Ebene auch immer, müssen entfernt werden. Sie richten unsägliches Leid bei den ihnen anvertrauten, sich nicht wehren könnenden alten Menschen an, die viel Geld für ihren Aufenthalt in einem Heim zahlen.

Eine Qualitätskontrolle ist in der Industrie längst Alltag. Sie gibt es dem Namen nach auch in den Heimen. Weshalb funktioniert sie aber dort nicht? Warum wird auf Hinweise, Kritik nicht eingegangen? Ich habe immer nur Abwehr erfahren. Fehler muss man eingestehen, sie müssen abgestellt werden. Nur so kann sich eine Verbesserung im Alltag einstellen.

Christl Lange, Inning

© SZ vom 12.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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