Oscar-Verleihung:War die Ohrfeige ein Fake?

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Große Zweifel hegen SZ-Leser an der Echtheit der Backpfeife, die Will Smith dem Komiker Chris Rock verpasst hat.

"Profil: Will Smith" und "Die peinliche Show" vom 29. März:

Trick der Filmbranche

Dass selbst die Süddeutsche bei der Hollywoodinszenierung um die Ohrfeige mitmacht, hat mich tief erschüttert. Sensation ist offensichtlich wichtiger als Ehrlichkeit.

Zur Aufklärung: Wie erkennt man, ob die Ohrfeige eine Inszenierung ist? Dass der Mensch auf zwei Beinen stehen kann, ist eine biologische Meisterleistung. Es bedarf eines ständigen Gegensteuerns, damit der Körper nicht aus der Balance gerät. Deshalb müssen die notwendigen Muskeln ständig in Bereitschaft sein. Allgemein bekannt ist der Kniesehnenreflex. Aber es bedarf noch weiterer Maßnahmen. Ziel ist es, den Schwerpunkt nicht aus der Fußauflagefläche gelangen zu lassen. Deshalb werden Bewegungen gebremst, die dazu führen, den Schwerpunkt zu verlagern. Da der Kopf weit oben sitzt, ist die Hebelwirkung besonders groß, und schon geringe Bewegungen können den Körper aus der Balance bringen, deshalb ist besonders viel Nachsteuerung notwendig. Bei Vorsätzlichkeit bekommt der Körper die Energie eines Hiebes voll ab. Um die Schauspieler zu schützen, bedient sich die Filmbranche eines Tricks: Der Einsteckende bewegt seinen Kopf in gleicher Richtung wie die schlagende Hand. Dadurch wird die Energie abgebremst. Gleichzeitig erweckt die Drehbewegung den Eindruck, dass es sich bei dem Schlag um einen besonders kräftigen handelt. Der Schlag bei der Oscar-Verleihung erfüllt alle Anforderungen.

Machen Sie einen Versuch. Suchen Sie einen Mitarbeiter, der sich bereit erklärt, eine unvermutete Ohrfeige einzustecken. Warten Sie ein paar Tage und lassen Sie den Freiwilligen in einem abgelenkten Augenblick eine kräftige Ohrfeige geben und nehmen Sie diese mit versteckter Kamera auf. Vergleichen Sie beide Aufnahmen. Sie werden keinen Zweifel mehr haben, dass es sich bei der Oscar-Ohrfeige um ein Fake gehandelt hat. Bitte teilen Sie mir Ihre Einschätzung mit, ob es sich bei der Oscar-Ohrfeige um eine echte oder um eine inszenierte handelt.

Ludwig Hahn, Ellwangen

Nicht ans Drehbuch gehalten

Ja, das war der Oscar für den Oscar. Dennoch eine Anmerkung: Es ist nicht vorstellbar, dass in dieser Veranstaltung auch nur ein einziges Wort aus dem "Auditorium" fällt, das eine "Academy" nicht tausendfach abgenickt, für gut befunden, durchleuchtet und von Anwälten geprüft hat. Ohne den Witze-Erzähler Chris Rock zu kennen, bin ich mir sicher, dass er sich an das Skript gehalten hat. Der Backpfeifen-Schauspieler hat den Grundsatz des Schauspiels nicht erfasst: Rede und handele nur nach Drehbuch, danach halte den Mund. Chris Rock hat sich daran gehalten. Der Oliver Pocher hat es dann doch a weng schwerer.

Bernd Sima, Berlin

© SZ vom 08.04.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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