NS-Zeit:Todesurteil für die Jugend

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Die Mitglieder der "Weißen Rose" sind nicht die einzigen jungen Menschen gewesen, die sich gegen die NS-Diktatur zur Wehr setzten - und dafür mit dem Leben bezahlten. Ein Leser berichtet vom 17-jährigen Helmuth Hübener, dessen Verbrechen Radiohören war.

Zu " In stumpfen Schlaf verfallen" vom 20. November:

Weiße Rose, Edelweißpiraten, Jungkommunisten und jugendliche "Rundfunkverbrecher" zählte Prof. Karl Heinz Jahnke (1934 - 2009), der größte Kenner und Erforscher des Jugendwiderstandes, zu den 268 Jugendlichen, die von 1933 bis 1945 von der Nazijustiz als Widerstandskämpfer/-innen per Gerichtsurteil ermordet wurden. Jahnke wies darauf hin, dass von der ersten Flugblattverteilung der Weißen Rose im Juni 1942 bis zur letzten Gerichtsverhandlung gegen Weiße-Rose-Mitglieder im Oktober 1943 insgesamt 49 ebenfalls sehr junge Widerstandskämpfer/-innen verurteilt und hingerichtet wurden. Sie seien weithin unbekannt geblieben.

Ohne bestraft zu werden, lebte bis 1959 Curt Rothenberger noch, mit bester Pension ausgestatteter Ex-Justizsenator von Hamburg. Er hatte dafür gesorgt, dass Helmuth Hübener (17 Jahre), der sogenannte Rundfunkverbrecher und BBC-Hörer und -Verbreiter, vor den Volksgerichtshof in Berlin gelangte, wo die Todesstrafe auch für Jugendliche wahrscheinlicher war. Kurze Zeit hintereinander wurden in Plötzensee nach Hübener der 22-jährige Schriftmaler Rudolf Richter und sein Vater, der Arbeiter Gustav Richter (42), ermordet. Der Volksgerichtshof hatte die Todesurteile so begründet: "Der Angeklagte Rudolf Richter hat als Dienstverpflichteter in einem Rüstungsbetrieb seine Arbeitskameraden angereizt, durch Verminderung der Rüstungserzeugung zur Beendigung des Krieges beizutragen. Auch hat er marxistische Bücher und zersetzende Aufzeichnungen verbreitet." Dem kommunistischen Arbeiter Gustav Richter warf die Anklage vor, dass er seinen Sohn nicht "anders erzogen" und ihn in seinem Widerstand bestärkt habe.

Ulrich Sander, Dortmund

Wie die drei Affen

In meinem Elternhaus (Jahrgänge 1907 und 1915) wurde auch nie über die Nazizeit gesprochen. Als ich mich aber einmal erkundigte, was die kleine Bronzefigur mit den drei Affen bedeutete, die sich Augen, Ohren oder Mund zuhalten, erfuhr ich: "Diese drei Affen stehen in jedem Haushalt." Das war wohl der am meisten verbreitete "stille Widerstand", mehr konnte man sich anscheinend nicht leisten, ohne gefährdet zu sein.

Michael Kubik, Berlin

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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