Nord Stream 2:Energie braucht Perspektiven

Lesezeit: 1 min

Da die komplette Gasversorgung Westeuropas von Russland gedeckt wird, können nur Erneuerbare Alternativen bieten.

Großer Durchmesser, große Diskussion: Die Nord-Stream-2-Gas-Pipeline. (Foto: REUTERS)

Zu "Deutschlands lange Leitung" vom 15. Dezember:

Mehr Autarkie!

Es ist unverständlich, dass in Verbindung mit der soeben fertiggestellten Erdgasleitung Nord Stream 2 immer wieder betont wird, man dürfe sich nicht noch mehr in die Abhängigkeit von Russland begeben. Wirft man einen Blick auf die dem Beitrag eingefügte Karte, stellt man auf einen Blick fest, dass alle Gaslieferungen für westeuropäische Länder aus Russland stammen. Andere Lieferquellen gibt es nicht.

Norwegen und Großbritannien drosseln die Produktion. Fracking-Gas aus den USA wird durch umweltschädlichste Methoden gewonnen, die Lieferung nach Deutschland über Jahrzehnte aufgrund fehlender Infrastruktur unmöglich. Die Abhängigkeit von Russland ist deshalb längst schon gegeben und wird durch Nord Stream 2 nicht verändert.

Die Bundesrepublik habe sich laut dem genannten Bericht zudem in eine außenpolitische Zwangslage manövriert. Verständlich, Polen und die Ukraine beklagen den Verlust der Transitgebühren. Aber soll man deshalb Mitgefühl mit diesen Ländern haben? Mit Polen, das hohe EU-Subventionen erhält und als Belohnung dafür EU-Recht verbiegt? Oder mit der Ukraine, wo das Geld in die Kassen der Oligarchen wandert? Was muss getan werden? Es hilft nur der Ausbau erneuerbarer Energien hin zu einer größeren Autarkie in der Energieversorgung.

Prof. Dr. Rolf Snethlage, Bamberg

Vergesst nicht den Wasserstoff

Die Debatte über die Erdgas-Pipelines hat sich leider in alten Ost-West Debatten verhakelt - der Beitrag in der Süddeutschen Zeitung macht leider keinen Unterschied. Schaut man aber darauf, was Europas Wirtschaft künftig braucht, nämlich Wasserstoff, dann eröffnet sich eine andere, interessantere Perspektive, denn Erdgas bringt chemisch jede Menge Wasserstoff mit.

Für alle Länder, nicht nur für die Ukraine, sondern auch für die Länder im oder nahe dem Verlauf der alten Pipeline, nämlich Tschechien, die Slowakei, Österreich, Ungarn und Rumänien sowie Deutschland, bietet die Pipeline eine für die kommenden Jahrzehnte der Wasserstoff-Transformation sehr interessante Grundstoffquelle - und mit der Produktion von Wasserstoff Einnahmen für die genannten Länder, die deutlich über bisherigen Durchleitungsgebühren liegen werden. In langen Linien denken, statt nur in "langen Leitungen"! Es zeigen sich dann deutlich mehr Möglichkeiten als nur "Nord Stream Ja oder Nein".

Dr. Ralph Bürk, Engen

© SZ vom 21.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: