Mondlandung:Romantik gestern, Vernunft heute

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An die Mondlandung vor 50 Jahren erinnern sich einige Leser noch und das meist sehr gerne. Ob und wie sinnvoll weitere Expeditionen ins All heute jedoch noch sind, stellt so mancher infrage.

Zu " Ganz weit oben" vom 13./14. Juli:

"Ich bin überzeugt, dass es jedem Menschen gut tut, diesen Planeten einmal von außen zu sehen." So zitiert die SZ vom 22. Juli 2019 Alexander Gerst anlässlich des Apollo-11-Jubiläums. Ich hingegen bin überzeugt, dass es diesem Planeten alles andere als gut tut, wenn ihn "jeder Mensch" einmal von außen sieht.

"Jeder Mensch" - das mögen derzeit noch einige wenige abenteuerlustige Milliardäre sein; aber auch die zivile Luftfahrt begann mit ein paar abenteuerlustigen Pionieren und hat sich in 100 Jahren zu einer Gefahr für das Ökosystem Erde entwickelt, die niemand mehr bändigen kann.

Mein Appell an die Vernünftigen in New York (Uno) und anderswo: Beendet den Unfug der kommerziellen Raumfahrt durch ein Verbot, bevor er nicht mehr zu stoppen ist, weil ökonomische Sachzwänge (Arbeitsplätze) und Begehrlichkeiten ("Da will ich auch hin!") stärker sind! Um die Verwundbarkeit der Erdkugel zu begreifen, muss man sich nicht in eine Rakete setzen! Um den Teufel auszutreiben, darf man nicht Beelzebub bemühen! Und die militärische Nutzung des Weltraums ist auch nicht zu rechtfertigen.

Bernhard Arnold, Bremen

Die Mondlandung war die tief beeindruckende Krönung der technischen Entwicklung. Aber eben nur der technischen. War sie wirklich ein so großer Schritt für die Menschheit, wie gerne gesagt wird? Ich denke, die Erfindung der Philosophie ist das eigentlich große Ereignis der Menschheit, die Erfindung des Selbstbewusstseins. Wo wären wir, wo könnten wir sein, wenn wir die geistigen Ressourcen nicht in lauter Technik verpulvert hätten, sondern in die Selbstbewusstwerdung des Menschen?!

Friedhelm Buchenhorst, Grafing

Es ist interessant, wie viele Facetten der Artikel über die Mondlandung selbst und ihre unmittelbare Rezeption im deutschen Sprachraum aufgreift. Bemerkenswert ist aber auch, dass mit keinem Wort das Erleben der Mondlandung in der damaligen DDR erwähnt wird. Als nachgeborener Westdeutscher, der auch nicht von Eltern oder Verwandten erfahren kann, wie "es" damals war (Haben die offiziellen DDR-Medien berichtet? Sind Menschen aus dem "Tal der Ahnungslosen" woanders hingefahren, um die Mondlandung zu sehen?), hätte ich ein gesamtdeutsches Bild dieses geschichtlichen Ereignisses erwartet.

Andreas Pattar, Freiburg

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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