Kreuzfahrtschiffe:Stinkt zum Himmel

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Urlaub auf dem Schiff ist bequem und günstig. Doch Natur und Städte zahlen für Kreuzfahrten einen hohen Preis. Das muss sich ändern, oder? Mit dieser Frage setzen sich auch die Leser kontrovers auseinander.

SZ-Zeichnung: Kittihawk (Foto: kittihawk)

" Schmutziges Geschäft" vom 7. August:

Ruß in der Suppe

In Wirklichkeit ist das Geschäft mit den Kreuzfahrt-Dampfern noch viel schmutziger als von Jan Schmidbauer treffend beschrieben. Denn nicht nur die Hardware stinkt zum Himmel, auch bei der Software hapert es. Da werden Gäste gerne bei zusätzlich buchbaren Ausflügen abgezockt, wenn etwa eine Panoramafahrt "mit Blick von oben auf den Fjord" ansteht, man vor lauter Nebel aber nicht einmal die Toilettenhäuschen auf dem Skydeck findet. Gefahren wird trotzdem, die Gäste werden mit ein paar Witzchen ruhig gestellt. Ganz böse ist auch dies: Wer an Bord draußen essen will, muss genau schauen, woher der Wind weht - sonst schwimmen unter Umständen winzig kleine Rußpartikel aus dem Schornstein in der Suppe oder auf dem Schnitzel. Eine Problematik, für die viele Gäste an Bord beim Dieselauto (hallo VW!) verbal auf die Barrikaden gehen, an Bord den Ruß aber schlucken. Ihr Umweltgewissen, das sich Zuhause im gespülten Joghurtbecher für den Gelben Sack manifestiert, haben die Kreuzfahrer beim Einchecken in den Schiffssafe gesperrt.

Alexander Richter, Leichlingen

Verzerrtes Bild

Ich bin enttäuscht von der Qualität Ihres Kommentars zur Kreuzfahrt. Darin nähren Sie mit Vorurteilen ein verzerrtes Bild in der Öffentlichkeit. So werfen Sie die Frage auf, was ein Hamburger Autofahrer denken soll, der mit seinem Diesel einzelne Straßen nicht befahren darf, gleichzeitig aber ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt, das Ihrer Meinung nach die Luftqualität der City massiv beeinflusse.

Ich finde, Sie könnten diesen Autofahrer und Ihre Leser besser aufklären. Die Kreuzfahrt macht nur etwa ein Prozent der Kohlenstoffdioxid-Emissionen (CO₂) in der Stadt aus. Im Rückschluss heißt dies, dass die Kreuzfahrt auf 99 Prozent der Emissionen gar keinen Einfluss hat. Leider bleiben dieser Fakt sowie der positive Beitrag, den die Kreuzfahrt zum Umweltschutz leistet, von Ihnen vollkommen unkommentiert. Die Reedereien haben massiv in die Umsetzung von Maßnahmen und in die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien investiert, um die Luftqualität weiter zu verbessern. Die Kreuzfahrtreedereien sind anerkanntermaßen die Innovationstreiber im maritimen Umweltschutz. So sind Kreuzfahrtschiffe die ersten Schiffe, die im Hamburger Hafen umweltfreundlichen Landstrom beziehen.

Helge H. Grammerstorf, Hamburg, Kreuzfahrtverband CLIA

Was soll's?

Dem kritischen Kommentar ist mit Einschränkungen zuzustimmen. Warum werden durch den Gesetzgeber unterschiedliche Maßstäbe angelegt? Auch wenn die Automobilindustrie - mit Samthandschuhen - reguliert wird, trifft es letztendlich den Individualkunden. Die Industrie wehrt sich weitgehend erfolgreich gegen strengere Emissionsregulierungen; es könnten ja Arbeitsplätze verloren gehen. Ach ja, es könnten durch die Umweltverschmutzung ja auch Menschen zu Schaden kommen - was soll's?! Soll sich doch niemand über die - immer nur debattierten, aber zögerlich umgesetzten - "wirtschaftsfeindlichen" Umweltauflagen beklagen; Warnungen und Vorschläge gab es schon vor 30 Jahren, selbst aus den Reihen der CDU. Zögern, Hinausschieben wird immer teurer als rechtzeitiges Handeln; bis es dann, irgendwann, zu spät ist! Allerdings spielt der Kommentar "fahrlässig" den kommerziellen Warentransport gegen den touristischen Schiffstransport aus; hier die wichtigen Güter für Industrie und Konsumenten; dort die egoistisch-gedankenlosen Passagiere, obwohl die "nur einen Bruchteil am gesamten Schiffsverkehr" in Anspruch nehmen!

Karl-August Berg, München

© SZ vom 22.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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