" Viel Lärm um wenig" vom 29. Dezember/30. Januar:
Flachpfeifenpolitik
Viel Lärm um wenig. Besser lässt sich dieses abgelaufene Jahr 2018 nicht betiteln. Man stelle sich vor, die Regierung wäre wegen sieben (!) an der deutsch-österreichischen Grenze Zurückgewiesenen zerplatzt. Oder wegen der peinlichen Äußerungen des Verfassungsschutzpräsidenten, wie hieß er doch gleich wieder? Wie gut, dass es immer wieder Wahlen gibt, bei denen sich solche Flachpfeifenpolitik gehörig abstrafen lässt. Aber leider profitieren dabei nicht selten auch die populistischen Radaubrüder und Scharfmacher vom rechten Rand.
Deshalb sollte sich die Politik im neuen Jahr nicht mehr drittrangigen, sondern schleunigst den wirklich wichtigen Themen widmen, die uns auf den Nägeln brennen. Und davon gibt es jede Menge. Wenn dies geschieht, werden die Wählerinnen und Wähler das auch wieder honorieren.
Manfred Fischer, München
Eisberg voraus
Man stelle sich mal kurz vor, auf der Titanic hätte es eine eigene Tageszeitung gegeben, und diese Zeitung wäre die Süddeutsche Zeitung gewesen. Diese Zeitung hätte sicher täglich interessante Artikel gebracht über alles, was an Bord von Interesse war. So etwa über die Steuertricks der Reederei, die geschäftlichen Aussichten nach der Ankunft, vielleicht auch nur über das Ärgernis mit tropfenden Wasserhähnen im Oberdeck. Alles gut recherchiert und gut gemacht. Aber diese Zeitung hätte so gut wie nichts geschrieben über diesen Eisberg, der da in Fahrtrichtung voraus im Meer treibt! Und das, obwohl dessen Existenz, genau in Fahrtrichtung voraus, in diesem Fall bereits genau bekannt war.
Es ist gerade auch die Süddeutsche selbst, die dem wichtigsten aller Probleme nicht die angemessene Bedeutung zukommen lässt. Unser Klima, die Basis unserer Existenz, ändert sich gerade vor aller unserer Augen spürbar. Aber dies ist alles anscheinend nicht so bedeutsam. Es gäbe so viel zu recherchieren und zu berichten über die Hintergründe zum Versagen der Politik, aber da kommt nichts. Stattdessen tropfende Wasserhähne im Oberdeck.
Heinrich Rind, Fürstenfeldbruck