Intensivpflege:Großes Drama

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Der medizinische Fortschritt macht es möglich, dass Zehntausende Patienten in Deutschland weiterleben. Doch sie müssen intensiv versorgt werden, rund um die Uhr, viele von ihnen zu Hause. Zwei Leser und ihre Gedanken über Leben und Tod.

" Über Leben" vom 7. August:

Der ausgewogene Beitrag von Werner Bartens zeigt, dass es keine allgemeingültigen Antworten auf die Frage "leben oder sterben lassen" gibt, sondern nur für jeden eine persönliche. Hier zeigen sich die Bedeutung der Patientenverfügung und die zwingende Notwendigkeit, diese auch zu befolgen, wenn der Fall eintritt, dass der Patient sich nicht mehr äußern kann oder für ihn durch weitere ärztliche Behandlung ein selbstbestimmtes, würdiges Weiterleben nicht mehr möglich ist. Man liest beunruhigt, welche eigensüchtigen Motive Ärzte antreiben, alle ihre beruflichen Möglichkeiten auszureizen, ohne die qualvollen Folgen für den unheilbar kranken Patienten zu berücksichtigen und denkt an Fälle, wo Angehörige aus Berechnung, um die Voraussetzungen für ein Erbe oder eine Versorgungsrente zu schaffen, auf lebensverlängernden Maßnahmen bestehen. Das lässt sich im Einzelfall nicht aufklären, deshalb ist für mich entscheidend, was ein Mensch für sich gewollt und in einer Patientenverfügung erklärt hat, solange er gesund und im Vollbesitz seiner Geisteskräfte war.

Elisabeth Mach-Hour , München

Erschütternd

Dieser Artikel hat mich sehr nachdenklich und betroffen gemacht, obwohl ich persönlich keinerlei Erfahrungen gemacht habe.

Es ist schon ein großes Drama, wenn Menschen das Leben gerettet wird, sie aber danach nicht mehr die sind, die sie waren und ihr Leben ein völlig anderes ist. Der Bericht über die Familie, die ihr ganzes Hab und Gut einsetzen musste und deren Leben auch nicht mehr so stattfindet wie vor der Reanimation, ist eigentlich erschütternd. Ich selbst habe für derartige Fälle eine sehr detaillierte Patientenverfügung und kann eigentlich nur dazu raten, dann wird möglicherweise allen Beteiligten (also dem Patienten und seinen Angehörigen) ein Leid wie geschildert erspart.

Nach wie vor ist die rechtliche und moralische Frage der Lebensbeendigung auf Verlangen (sofern der Patient noch selber ein Verlangen äußern kann) nicht geklärt und gesellschaftlich auch höchst emotional besetzt. Aus ethischer Sicht verbietet sich jeder Gedanke, über den "Sinn" eines solchen Lebens nachzudenken. Aber die physischen und psychischen Belastungen von Pflegepersonal und Familienangehörigen sind nicht zu leugnen. Hier könnte ein Ansatz zur Hilfe und Unterstützung liegen. Wie es funktionieren soll, weiß ich allerdings nicht.

Reinhard Matthies , Pinneberg

© SZ vom 16.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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