Golfkrise:Spiel mit dem Feuer

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Manchen SZ-Lesern kommt der Konflikt zwischen Iran und USA vor wie ein Déjà-vu. Das gegenseitige Provozieren, die Vorfälle, die Behauptungen erinnern einige an den Golfkrieg 2003. Die EU solle beschwichtigen, meint ein Schreiber.

SZ-Zeichnung: Fares Garabet (Foto: Fares Garabet)

Zu " Fragwürdiges Nein" vom 10. Juli, " Nichts verstanden" vom 17. Juni, " Nadelstiche und Explosionen" sowie " Der Krieg, den keiner will", vom 15./16. Juni:

Friedensbewegung beleben

Völkerrechtlich unzulässige Gewaltakte müssen durch eine unabhängige Kommission untersucht werden, die Täter gehören vor Gericht gestellt. Stattdessen spielen hochgerüstete Staaten mit dem Feuer, ohne Lehren aus der Geschichte zu ziehen. Trotz des Vorhandenseins modernster Kommunikationsmittel bleibt es bei archaischen Drohgebärden, statt sich schleunigst an den Verhandlungstisch zu begeben. Eine überfällige Initiative könnte von der angeblich machtlosen EU als Vermittler und Ausrichter ausgehen.

Noch nie haben Kriege schwelende Konflikte lösen können, stehen aber unbestritten für das Versagen der Politik. Wer möchte Opfer eines versehentlich ausgelösten Krieges werden? Wer übernimmt hinterher die Verantwortung für menschliches Leid, Schäden und volkswirtschaftlichen Niedergang? Es gab in Deutschland in den 1980ern eine engagierte Friedensbewegung, die wiederbelebt werden könnte. Die Zukunft junger Menschen wird schließlich nicht nur durch den Klimawandel bedroht.

Rolf Sintram, Lübeck

Andere Hilfen aus Deutschland

Die neueste Forderung von Donald Trump, deutsche Bodentruppen nach Syrien zu schicken, stellt die Glaubwürdigkeit der deutschen Außenpolitik erneut auf die Probe. Es waren die USA, die die gesamte Region des Nahen Ostens destabilisiert, aufgerüstet und kaputtgebombt haben. Die Aufnahme der dadurch heimatlos gewordenen Menschen haben sie dann den Nachbarstaaten und Europa überlassen. Das Sterben im Mittelmeer ist eine Folge dieser verantwortungslosen Politik. Jetzt, wo ein Bundeswehr-Truppeneinsatz in Nordsyrien offenbar vom Tisch ist, könnte die Bundesregierung sich mal an anderen Formen von Hilfe für die lokale Verwaltung versuchen. Konkret: Wasserversorgung, humanitäre und medizinische Nothilfe, Rücknahme der IS-Kämpfer, Löschen der Brände, die türkische Truppen und der IS legen, um die Ernte der Syrer zu vernichten. Der Bedarf ist riesig. Nur nicht für einen Truppeneinsatz.

Thomas Jansen, Kassel

Ein böser Bube muss her

Jetzt haben sie also wieder den bösen Buben ausfindig gemacht, die Amerikaner, der dringend in die Schranken verwiesen werden muss - diesmal ist es Iran. Da denkt man doch gleich an den "Zwischenfall im Golf von Tonkin", den es nie gab, oder an die "Massenvernichtungswaffen" des Irak, die es auch nie gab. Das Publikum braucht eben eine hehre Begründung, wenn man seine Interessen durchsetzen will.

Helmut Mayer, München

Kriegstreiber mäßigen

In dieser gefährlichen Situation ist eine differenzierte Betrachtung oberstes Gebot. Dazu gehört Verständnis gegenüber Iran, dessen gemäßigte Kräfte durch den Vertragsbruch der USA in große Schwierigkeiten kamen. Israel hat immer wieder gegen UN-Resolutionen verstoßen und damit die Situation angeheizt. Deutschland lieferte Waffen an Saudi-Arabien.

Dass Präsident Trump bisher nicht losschlug, muss positiv vermerkt werden. Er bezeichnete sogar (im Interview mit Fox-TV-News) diejenigen, die auf einen Krieg mit Iran drängten - darunter auch einige in seiner eigenen Regierung - als Mitglieder eines "militärisch-industriellen Komplexes". Hoffen wir, dass die kriegstreibenden und die an den Eskalationen verdienenden Kräfte nicht die Oberhand gewinnen. Sonst werden bald wieder Bomben fliegen und Menschen zerfetzen.

Hans Oette, Neuenstadt

Falken wollen einen Krieg

In der Berichterstattung über den derzeitigen Konflikt zwischen USA und Iran wird immer wieder blauäugig geschrieben: "Der Krieg, den keiner will ...". Präsident Bush wollte den Krieg gegen den Irak, die CIA lieferte die "Beweise" über Saddams Arsenal an Massenvernichtungswaffen, und die Lobby der US-Rüstungsindustrie half nach Kräften mit. Bush bekam seinen Krieg. Heute sitzen wieder genügend Falken im Weißen Haus, die Rüstungslobby ist aktiv wie eh und je, und siehe da: Es gibt schon erste "Beweise" für die Schuld Irans an den Angriffen auf Tanker. Unscharfe Fotos, von denen Herr Trump in anderem Zusammenhang von Fake News sprechen würde. Wenn Europa und der Rest der Welt nicht aufpassen und auf die USA einwirken, bekommt auch Herr Trump seinen Krieg - und die Waffenindustrie ein Umsatzplus.

Ernst Weiser, Unterneukirchen

Boltons problematische Rolle

Die Rolle der USA in der Golf-Region ist seit jeher geprägt von Ungeschicklichkeit und einer fatalen Verkennung der Situation am Golf. Was mit dem Sturz des demokratisch gewählten Mossadeghs im Jahr 1953 begann, setzt sich nun fort mit der gewollten Zuspitzung der Krise am Golf.

Die entscheidende Figur ist Trumps Sicherheitsberater Bolton. Dieser war schon unter George W. Bush der Treiber im Hintergrund, der den Krieg gegen den Irak und Diktator Saddam im Jahr 2003 wollte. Es wurde eine nicht real existierende Drohkulisse aufgebaut, es wurde gelogen, Beweise wurden konstruiert, um schließlich einen Krieg vom Zaun zu brechen, der zur Geburtsstunde des internationalen Terrorismus wurde.

Wie sich die Bilder gleichen. Wieder formuliert Bolton als Sicherheitsberater Trumps das Ziel des Regimewechsels in Teheran. Ohne eindeutige Beweise vorlegen zu können, behauptet nun Trump, dass Iran hinter den Anschlägen auf die Tanker im Golf von Oman stecke, obwohl durchaus andere Möglichkeiten bestehen, etwa vonseiten Saudi-Arabiens oder Israels. Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren, dass ein Krieg zwischen den USA und Iran Schritt für Schritt näher rückt.

Josef Geier, Eging am See

© SZ vom 11.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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