Gewalt gegen Frauen:Mehr Beratung für Paare in Trennung

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Die Dimension von Gewalt in Beziehung oder Ex-Beziehung ist vielen nicht bewusst. Ein Leser schlägt präventiv Beratungen vor, einzeln oder in Gruppen - bevor Streits in Partnerschaften eskalieren.

Zu " Alle drei Tage stirbt in Deutschland eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner", Buch Zwei vom 7./8. März:

Der Artikel ist zu loben, weil er ein lebenswichtiges Thema anspricht. Ergänzend wäre es wichtig, als Prävention den männlichen Tätern Angebote zu machen. Oder, allgemeiner gefasst, Menschen Angebote zu machen, die sich in Trennung von ihrem Partner befinden. Idealerweise gibt es nicht nur individuelle Beratungsangebote, sondern Gruppenangebote, um sich gegenseitig zu unterstützen. Niederschwellige Angebote, mit entsprechender Werbung verbreitet (zum Beispiel einem Hilfetelefon für Männer), könnten Femizide verhindern helfen.

Patrick Kuntz, Heppenheim

Männliche Dominanz einzuhegen, uns Männer vor uns selbst zu beschützen, muss uns besonders am Herzen liegen. Selbstverständlichen alltäglichen Benachteiligungen von Frauen muss Einhalt geboten werden. Zum Beispiel klingen "Frauenquote" und "Frauenbeauftragte", als ob Frauen ein Problem hätten, als ob ihnen geholfen werden müsste. Diese Begriffe sind eine Abwertung von Frauen als hilfs- und schutzbedürftig, also angreifbar. Dieses Bild ist Männern willkommen, um Frauen zu diskriminieren, als Konkurrenz auszuschließen und Macht unter sich aufzuteilen. Dabei ist es genau andersherum, übergriffige Männer sind das Problem. Denen muss Einhalt geboten beziehungsweise geholfen werden.

Klaus Siersch, München

Während Gewalt gegen Frauen in der Öffentlichkeit große Empörung und Aufmerksamkeit erfährt, ist Gewalt gegen Männer für die meisten Medien tabu. In der Wissenschaft hingegen ist das Thema längst angekommen. Die Psychologin Dr. Marion Sonnenmoser hat beispielsweise in einem Artikel für das Deutsche Ärzteblatt 2017 darauf hingewiesen, dass mindestens eine Million Männer in Deutschland regelmäßig häusliche Gewalt durch ihre Partnerin erleiden. Laut Fachleuten gibt es auch eine hohe Dunkelziffer, denn Männer werden als Opfer von Gewalt in der Öffentlichkeit meist nicht ernst genommen, weshalb sie ihre Situation häufig verschweigen. Auch gibt es für Männer kaum Hilfseinrichtungen oder Fluchtorte. Während es deutschlandweit etwa 400 Frauenhäuser gibt, existieren lediglich in Sachsen und Baden-Württemberg ein bis zwei Männerhäuser.

Dr. Burkhard Jahn, Schortens

© SZ vom 26.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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