Getreide:Was gegen den Hunger hilft

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Der Bauernverband plädiert dafür, die Umweltauflagen aufzuheben. Doch das goutieren längst nicht alle, denn Brachflächen sind wichtig für die Artenvielfalt. Die Lösung wäre wohl eher weniger Tiere zu halten, so eine Meinung.

"Der Weizenkrieg" vom 25./26. Juni, "Wenn Essen zu teuer wird", 15./16. Juni:

Weniger Tiere, mehr Photovoltaik

Durch den Ukraine-Krieg gibt es zu wenige Lebensmittel auf dem Weltmarkt. Den einzigen Vorschlag, den der Bauernverband zur Lösung des Problemes bringt, ist das Aufheben von Umweltauflagen. Brachflächen, die so wichtig für die Artenvielfalt sind, sollen konventionell bewirtschaftet werden. Dabei gibt es andere Möglichkeiten, mehr Lebensmittel zu produzieren. Zum Beispiel könnte man die Tierbestände reduzieren und die frei werdenden Flächen, auf denen Futtermittel wuchsen, für den Lebensmittelanbau nutzen. Das Argument, dass diese Böden minderwertig seien und darauf kein Brotweizen wachsen würde, stimmt zwar, Lebensmittel wie Dinkel oder Linsen kommen aber auch mit schlechteren Böden zurecht. Ein erster Schritt wäre, wenn an Schulen und in staatlichen Kantinen mit weniger Fleisch gekocht werden würde.

Ein weiteres Potenzial liegt in den Flächen, die zur Energie- und Kraftstofferzeugung verwendet werden. Wenn auf der Hälfte der Flächen, die für Biogasanlagen bestellt werden, Photovoltaikanlagen stünden, könnte ein Vielfaches an Energie erzeugt werden. Selbst wenn dieser Strom zur Speicherung in Wasserstoff umgewandelt wird, ist das wesentlich effizienter als Mais anzubauen. Gleiches gilt für die ineffiziente Herstellung von Biokraftstoffen. Ein zusätzlicher Vorteil von Photovoltaikanlagen ist, dass die extensiv beweideten Grasflächen unter den Paneelen für die Natur um ein Vielfaches wertvoller sind als Monokulturen (grüne Wüsten für Insekten) und auch wesentlich mehr CO2 als Humus im Boden speichert.

Vollkommen ad absurdum wird die Forderung nach einer Senkung der Umweltauflagen zur Vergrößerung der Lebensmittelproduktion geführt, wenn von gleicher Seite die Ausweitung der Stromerzeugung durch Biogasanlagen gefordert wird.

Dr. Andreas Euba, Aichach

Nur theoretische Option

"Ein Containerschiff der sogenannten Panamax-Kategorie - das sind Schiffe, die gerade noch durch den Panamakanal passen - schafft bis zu 70 000 Tonnen Getreide weg." Das ist theoretisch zwar nicht unmöglich, vermittelt aber ein völlig falsches Bild von der Praxis: Getreide wird grundsätzlich in Massengutschiffen ("bulk carrier") transportiert, nicht in Containerschiffen.

Martin Kreft, Hamburg

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© SZ vom 07.07.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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