Flugtaxis:Viel Luft nach oben

Lesezeit: 2 min

Statt der S-Bahn ein fliegendes Taxi nehmen? Klingt wie eine tollkühne Zukunftsvision. Dabei gibt es die ersten Prototypen längst. Werden damit mehr Probleme gelöst als neue verursacht? Diese Frage beschäftigt auch die Leser.

SZ-Zeichnung: Fares Garabet (Foto: N/A)

" Abgehoben" vom 18./19. August:

Wenig lustige Vorstellung

Die Geräte sind sicher faszinierend, und ohne Zweifel wird die Technik bald alltagstauglich sein. Die entscheidende Frage aber, ob ihr flächendeckender Einsatz auch wünschenswert ist, haben Sie nur gestreift und die Argumente der Befürworter auch ziemlich kritiklos übernommen. Die Information etwa, dass die Flugtaxis von einer Flughöhe von 100 Metern an nicht lauter als der allgemeine Verkehrslärm seien, erscheint mir wenig beruhigend. Denn das bedeutet im Umkehrschluss, dass es im Umfeld von Flugtaxi-Landeplätzen ziemlich laut sein wird, vor allem bei angedachten Hubs wie dem Münchener Hauptbahnhof. Auch bislang verkehrsberuhigte Zonen werden stärker belastet.

Ganz davon abgesehen stellt sich die Frage, ob man in Großstädten nicht nur Zehntausende Autos über die Straßen rollen lassen will, sondern auch noch Tausende oder mehr Flugdrohnen in der Luft haben möchte - eine wenig lustige Vorstellung, im Englischen Garten am Schwabinger Bach zu liegen und einen beständigen Strom von Flugzeugen über sich hinwegziehen zu sehen (und auch dort von einem Geräuschpegel in der Höhe des "üblichen Stadtlärms" belästigt zu werden). Denn Abertausende Drohnen bräuchte es, um wie versprochen die aktuellen Verkehrsprobleme zu lindern. Wobei auffällt, dass die Flugtaxen das Kernproblem des Individualverkehrs auf die Spitze treiben. Wenn die Geräte durchschnittlich zwei Menschen Platz bieten, bräuchte es gut 100 von ihnen, um nur die Passagiere eines mittelgroßen Flugzeugs vom Münchner Flughafen in die Stadt zu bringen.

Bert Hoppe, Berlin

Offene Fragen

Sie schreiben in dem Artikel sehr informativ über den technologischen Stand bei der Entwicklung von Flugtaxis. Was ich vermisse: mehr "Breite" in Ihrer Argumentation. Mich hätte sehr interessiert: Was soll denn konkret der Einsatzbereich sein? Alternative im lokalen Stadtverkehr? Im regionalen Verkehr? Welche Infrastruktur müsste dann bereitgestellt werden? Wie ist denn die Gesamtbilanz dieser Alternative unter Einbeziehung ökologischer Aspekte zu bewerten? Wirtschaftlichkeit darf nicht nur unter rein technischen Aspekten gesehen werden. Unter welchen Bedingungen ist der Energieverbrauch pro "Menschkilometer" unter Einbeziehung von Produktion, Betrieb und Entsorgung vorteilhaft gegenüber anderen Alternativen? Gerade dieser Aspekt wird ja bei der Bewertung aktueller Verkehrskonzepte nach wie vor stiefmütterlich behandelt.

Wolfgang Thoss, Hamburg

Falsche Zeile

Leider ist der Artikel falsch betitelt. Statt "Abgehoben" müsste es vielmehr heißen "Durchgeknallt!". Die CO₂-Bilanz ihrer Fluggeräte hat Flugpioniere in der Vergangenheit wohl nie groß belastet, so auch hier, und was passiert, wenn zwei dieser Geräte vormittags um elf Uhr über dem Münchner Marienplatz zusammenstoßen, wohl auch nicht.

Dr. Konrad Lechner, Dietmannsried

Problematisch

Seit mehr als 100 Jahren träumt man von Lufttaxis in unterschiedlichsten Varianten. Man hat aber nie zu Ende geträumt. Denn sie lösen keine Probleme, sondern sorgen nur für neue. Ferngesteuerte oder selbstlenkende Drohnen müssen aus Sicherheitsgründen gestaffelt werden. Zusätzlich müssen sie von allen Sichtflügen (Rettungshubschraubern, Polizeieinsatzhubschraubern, Motorsportflugzeugen und Segelflugzeugen) und in der Nähe von Militär- und Zivilflughäfen außerdem noch von Militär- und Verkehrsflugzeugen ferngehalten werden.

Wie soll das in dem heute schon stark belasteten Luftraum über Deutschland möglich sein? Auch elektrisch angetriebene Drohnen sind umweltfeindlich. Sie erzeugen erheblichen Lärm, sie verbrauchen sehr viel Strom, sie können nur wenige Passagiere befördern. Der Entzerrung des Straßenverkehrs helfen sie nicht. Gesetzlich wird man den Drohnenbetrieb aus Sicherheitsgründen für die anderen Luftverkehrsteilnehmer und für die Bevölkerung am Boden weltweit sogar stark einschränken müssen.

Hans-Hermann Lüdorf, Kirchheim

Wo landen die Taxis?

Ich kann die allgemeine Euphorie nicht teilen, denn die Flugsicherung wird etwas dagegen haben, dass auf einmal unkontrolliert Fluggeräte im Luftraum unterwegs sind. Die Taxis müssen irgendwo landen; sofern sie auf der Straße landen und den Autoverkehr behindern, soll es mir recht sein; eine weitere Einschränkung des Wohnraums oder öffentlicher Flächen wie Parks oder Gehwegen zugunsten von Flugindividualverkehr darf und kann nicht hingenommen werden.

Erich Würth, München

© SZ vom 30.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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