Energiepreise:Wie sich die Kosten für fossile Rohstoffe gestalten

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Medien berichten von steigenden Energiepreisen. SZ-Leser rechnen nach und bewerten Staatsregulierungen.

Das umstrittene Pipeline-Projekt Nord Stream 2 soll die Erdgas-Lieferung nach Europa absichern. (Foto: Maxim Shemetov/Reuters)

Zu "Warum der Ölpreis steigt und steigt" vom 19. Oktober, zu "Großhandelspreise" vom 13. Oktober und zu "Öl- und Gaspreise steigen weiter" vom 29. September:

Auf Gas setzen

Die Diskussion um das Pipeline-Projekt Nord Stream 2, welche die Grünen, aber auch der EVP-Fraktionsvorsitzende Manfred Weber und seine konservative Gefolgschaft mit dem Ziel führten, die Fertigstellung der Pipeline auf der Zielgeraden noch zu verhindern, hätte beinahe unsere künftige Erdgasversorgung scheitern lassen. Gas ist sehr teuer und sogar rar geworden. Die Industrie hat einen Mangel an CO₂. Die noch amtierende Bundeskanzlerin wusste, warum sie sich nicht gegen Nord Stream 2 stemmte, sondern den Bau sogar beförderte gegen die Bedenken der USA, die wiederum aus sehr durchsichtigen Motiven sich dagegen auflehnten: Sie wollten nur ihr eigenes, teures und sehr umständlich zu transportierendes Gas verkaufen. Sind wir doch froh, dass sich unsere fragwürdigen Geistesgrößen nicht durchsetzen konnten und wir daher auf eine stabile Versorgung mit Erdgas bauen können, denn Russland war auch in den härtesten Zeiten des Kalten Krieges ein verlässlicher Handelspartner. Die Nutzung von Erdgas produziert keinen Feinstaub, und das in den Gaskraftwerken entstandene Kohlendioxid ließe sich sogar problemlos industriell nutzen.

Dr. Fritz Anetsberger, Landshut

Staatskapitalismus

Es wundert einen eigentlich, dass in Deutschland überhaupt noch etwas funktioniert. Wo man hinsieht, regiert der Staat hinein. Das gilt insbesondere für den Energiemarkt, der nur noch aus einem Wirrwarr an Verordnungen, Steuern und Abgaben zu bestehen scheint. Gerade hier muss jede Art von Lernfähigkeit abhandengekommen sein, sonst hätte man ja aus dem Irrsinn der Atomsubventionen der letzten 60 Jahre und ihren astronomischen Dimensionen seine Schlüsse ziehen müssen.

Daran wird auch das absehbare Herumdoktern an der EEG-Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht wirklich etwas ändern. Dieses Land ist längst in den Staatskapitalismus nach chinesischem Vorbild abgeglitten, was ja ebenfalls nicht zuletzt am EZB-geschädigten Kapitalmarkt, Stichwörter Minuszinsen und Anleihekäufe, und den daraus resultierenden Marktmanipulationen erkennbar ist.

Claus Reis, Schwabach

Dramaturgie pur

Der Anstieg der Preise für Rohöl, Erdgas, Benzin und Diesel als Verarbeitungsprodukte mit den Folgen für die Inflationsrate wird durch die Wahl des Betrachtungszeitraumes als dramatisch dargestellt. Nimmt man jedoch das Jahr 2012 als Bezugsjahr, ergibt sich bis 2021 bei Benzin und Diesel ein stabiles Preisniveau, bei Rohöl eine Preissenkung. Die niedrigen Preise bei den zu beobachtenden starken Preisschwankungen können süchtig machen und in Verbindung mit den Preisspitzen den Umstieg von den fossilen Energiearten erschweren, denn jetzt ist insbesondere der Staat mit seiner CO₂-Abgabe für den Preisanstieg, die kalten Wohnungen, die zu teuren Tankfüllungen verantwortlich.

Also weg mit der Abgabe! Weiter mit dem gewohnten Verhalten. Was kümmert uns die Zukunft, was zählt, ist die Gegenwart! Die Inflationsrate war in den letzten Jahren stets zu niedrig - vielleicht auch durch sinkende Rohölpreise. Sogar die Gefahr einer Deflation drohte. Jetzt schaffen es die Produzenten von Erdöl und Erdgas, den Preis anzuheben. Sind wir weiter wie Süchtige von diesen Energien abhängig? Unter Berücksichtigung der zweiprozentigen Anhebung der Mehrwertsteuer ist auch die Preisentwicklung nicht dramatisch. Wenn wir die Preiserhöhungen für nicht angemessen halten, könnten wir vielleicht auch unsere Marktmacht als Nachfrager einsetzen und auf Konsum verzichten. Und wenn jetzt die große Inflation droht, dann doch lieber schnell noch das Geld ausgeben, bevor es nichts mehr wert ist .

Johannes Lakes, Oberhausen

© SZ vom 29.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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