Elefantenschutz:Die Wilderei nimmt zu, auch in Botswana

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Eine denkwürdige Pressekonferenz über ein angeblich nicht geschehenes Elefantenmassaker gab es jüngst in Botswana. Leserinnen erklären, warum der Schutz der Elefanten so wichtig ist.

" Aus Mangel an Beweisen", 20. November:

Als jemand, der seit vielen Jahren im südlichen Afrika seine Heimat hat und in Kasane einmal mit einer Anti-Wilderer-Einheit zwei Elfenbeinhändler überführt und festnehmen hat lassen, muss ich dem oben genannten Artikel in wesentlichen Punkten widersprechen. Es wird der falsche Eindruck erweckt, als seien die Nachrichten aus Botswana über die grassierende Wilderei lediglich Marketingmaßnahmen von Tierschutzorganisationen, um Spendengelder zu generieren. Tatsache ist jedoch, dass die Wilderei in ganz Afrika und leider auch in Botswana zunimmt. Diesen Trend beklagte zum Beispiel im Juni 2018 auch der Ermittlungsleiter des nationalen Department of Wildlife and National Parks (DWNP), Lewis Mokowe. Für das kleine Land mit rund 2,2 Millionen Einwohnern ist der Tourismus mit mehr als 76 000 Jobs eine wichtige Einnahmequelle. Berichte über zunehmende Wilderei schaden natürlich dem Image des Reiselandes, das bisher als vorbildlich galt im Tierschutz. Insofern ist das Bemühen des Regierungsvertreters Colonel George Bogatsu, die Vorfälle um gewilderte Elefanten herunterzuspielen, nicht nur nachvollziehbar, sondern auch leicht durchschaubar. Für seine Behauptung, es habe kein Massaker gegeben, hat Bogatsu also ein klares Motiv.

Demgegenüber steht die Äußerung von Mike Chase, dem Leiter der international anerkannten Elefantenschutzorganisation Elephants Without Borders (EWB). Finanzierungsprobleme dürfte er keine haben, da EWB, wie richtig geschrieben, in dem zwischenzeitlich verstorbenen Multimilliardär Paul Allen einen Hauptsponsor hatte. Warum sollte er dann mit einer vermeintlichen Falschaussage seinen guten Ruf aufs Spiel setzen? Bernd Dörries schreibt, "Chase will keine Fragen beantworten", hätte sich dann aber doch am 20. September "nur via Facebook" gemeldet. Warum zitiert er aus dieser öffentlich zugänglichen Meldung nur Randbemerkungen und nicht die wichtigsten zwei Aussagen, nämlich (1) dass Chase von der Regierung gar nicht erst zu dem Pressegespräch in Kasane am 19. September zwecks Klärung der mutmaßlichen Elefantenwilderei eingeladen worden ist und dass (2) EWB aufgrund der aktuellen Umstände öffentliche Statements zu dem Thema untersagt sind? In jedem Fall ist mit dem Artikel eines gelungen: die tatsächlich existenzbedrohende Situation der Elefanten in Afrika zu negieren und mit einer fahrlässigen Pauschalverurteilung von Tierschutzorganisationen den guten darunter riesige Knüppel zwischen die Beine zu werfen.

Christin Kotthoff, Kapstadt/Südafrika

Tonnenweise Elfenbein

Wöchentlich wird weltweit tonnenweise illegales Elfenbein konfisziert. Interpol berichtet, dass seit 2010 Rekordzahlen von Elefanten gewildert wurden, weil der Elfenbeinhandel weitergeht (Stichwort Project Wisdom, Interpol). Wilderei passt aber nicht zu dem Bild des Naturparadieses Botswana, weshalb die Regierung sehr aufmerksam dafür sorgt, dass keine Meldungen über solche Vorfälle in die Presse geraten. Nachdem aber die Wildreservate Selous in Tansania und Niassa in Mosambik leergewildert sind, suchen die Elfenbein-Kartelle Gebiete, in denen sich groß angelegte Wilderei lohnt. Chinesische Syndikate sollen sambische Wilderer nach Botswana schicken, die dort ein umso leichteres Spiel haben, je schlechter die Wildhüter ausgerüstet sind. Was, wenn es das Ziel des Pressetermins und von George Bogatsu (der "in gewisser Weise als Zeuge zur Verteidigung Botswanas erschien") war, die Beobachtungen des sehr erfahrenen Forscherteams von Mike Chase herunterzuspielen?

Anke Melzer, Seeth-Ekholt

© SZ vom 04.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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