E-Mobilität:Es gibt noch mehr Alternativen

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Elektromobilität beginne im Kopf, findet ein Leser und rät, die Strecken mit entsprechenden Ladestopps im Voraus zu planen. Andere halten E-Autos nicht für die Lösung der Zukunft und verweisen auf mit Wasserstoff betriebene Autos.

SZ-Zeichnung: Michael Holtschulte (Foto: Michael Holtschulte)

Zu " Woran es hapert" vom 8. August, " TÜV und Dekra bremsen E-Autos aus" vom 22. Juli, " In der Ladewüste" vom 20./21. Juli und " Alles auf E" vom 13./14. Juli:

Nur ein wenig mehr Planung

Ich bin selbst begeisterter Elektroautofahrer und hatte mehrmals die Gelegenheit, den Audi e-tron auf der Langstrecke zu fahren. Dabei habe ich mit den Schnellladesäulen in Deutschland durchweg gute Erfahrungen gemacht. Ich habe über gesamt Deutschland verteilt mindestens zehn verschiedene Schnellladesäulen unterschiedlicher Anbieter angesteuert und dabei nie Probleme mit der Akzeptanz meiner Karte oder dem Anschluss des Kabels an Fahrzeug oder Ladesäule gehabt. Auch die im Bericht erwähnte Ladesäule an der A3 in Geiselwind habe ich mehrmals erfolgreich genutzt.

Richtig ist, dass das Netz an Schnellladesäulen in Deutschland noch weiter ausgebaut werden muss. Als ich im April meine Touren durch die Republik gemacht habe, habe ich diese entsprechend der vorhandenen Infrastruktur geplant. Das heißt auch, dass ich die Reichweite meines e-trons selten ausnutzen konnte, da ich mich auf Ladesäulen mit mindestens 100 Kilowatt konzentriert habe, um die Ladezeiten so kurz wie möglich zu halten. Also habe ich häufiger schon nach 160 Kilometer an der nächsten 150 Kilowattschnellladesäule für 20 Minuten gestoppt, als nach knapp 300 Kilometern an einer 50 Kilowattsäule 90 Minuten zum Laden halten zu müssen. Mein Fazit: Elektromobilität beginnt im Kopf. Eine clevere Streckenplanung mit entsprechenden Ladestopps führt zu völlig entspanntem Reisen.

Ingo Jastrow, Ingolstadt

Durchaus konkurrenzfähig

Als begeisterter Elektroautofahrer verfolge ich mit Interesse alle Artikel zu diesem Thema und stelle immer wieder fest, dass häufig nicht richtig recherchiert wird. Unter anderem heißt es in dem Artikel: "Doch zwei davon haben für Fahrschulen gravierende Nachteile. Beim E-Golf sind es lange Lieferfristen, bei Tesla ist es der Preis zwischen 80 000 und mehr als 100 000 Euro". Tatsächlich bietet Tesla das Model 3 mit Hinterradantrieb bereits ab 45 390 Euro an und das ohne die sonst übliche und endlos lange Aufpreisliste. Damit liegt Tesla mit dem angebotenen Preis nicht nur deutlich unter den von Ihnen genannten 80 000 bis 100 000 Euro, sondern auch unter einem in Ausstattung in etwa vergleichbaren Verbrennungsmotormodell.

Helmut Stadlberger, Poing

Viel zu teuer

Mich ärgert, dass TÜV und Dekra als Verhinderer von E-Autos gebrandmarkt werden, weil diese die Arbeitsstättenverordnung und damit den Schutz und Sicherheit ihrer Mitarbeiter ernst nehmen. Im Umkehrschluss könnte man auch damit argumentieren, dass der Verkauf von Zweisitzern ausgebremst wird, weil darin kein Platz für den Prüfer ist. Dabei wäre doch eine Prüfungsfahrt mit dem Tesla Roadster ein echter Grund, um nach bestandener Prüfung diesen zu bestellen, oder?

Dass Fahrlehrer das Verkehr- und Kaufverhalten ihrer Schüler entscheidend beeinflussen können, ist unstrittig. Im Fall von E-Autos drängt sich die Frage auf: Sind es wirklich TÜV und Dekra, welche die Fahrzeuge ausbremsen, oder nicht eher der hohe Preis von E-Autos, den sich Fahranfänger nicht leisten können? Die Fahrschulen täten gut daran zu vermitteln, dass es neben E-Autos noch andere Kraftstoffe und bezahlbare Fahrzeuge gibt.

Franz Braun, Fürstenfeldbruck

Einheitliche Standards, bitte

Ähnliche Erfahrungen wie Christina Kunkel konnte auch ich machen. Ich kann aber die neue Ladekarte des ADAC empfehlen, die bisher immer an verschiedenen Ladesäulen funktionierte, zumindest akzeptiert wurde, was aber noch nicht bedeutete, dass der Ladevorgang dann auch startete. Als neuer Besitzer einer ADAC-E-Karte zum Aufladen meines E-Golfs habe ich einige Erfahrungen in den vergangenen Wochen sammeln können. Die mit der Karte einhergehende App ist sehr hilfreich beim Auffinden von Ladestationen, insbesondere von solchen, die ein Aufladen mit 50 Kilowatt erlauben. Die Abrechnung erfolgt monatlich mit einer per E-Mail zugeschickten Rechnung, die die Ladevorgänge sehr transparent macht. Diese Daten können auch in einer App eingesehen werden, was die Transparenz zumindest im Nachhinein verbessert.

Leider gelang es nur zu circa 50 Prozent der Fälle, den Ladevorgang mithilfe der App zu starten; ich musste dann entweder den Betreiber der Ladesäule kontaktieren oder die ADAC-E-Karte zum Einsatz bringen. Diese Karte wurde immer akzeptiert, jedoch hatten vier Säulen an zwei Tagen offenbar technische Probleme.

Ich kam jeweils mit einem blauen Auge davon, weil ich zum einen eine 22 Kilowattladung vorübergehend nutzen konnte oder eine andere 50 Kilowattsäule als Ersatz fand. Es war aber reines Glück, dass ich nirgendwo auf eine Schnellladesäule warten musste oder gar drei Stunden Aufladung mit einer 22 Kilowattladung ertragen musste. Ich würde mir daher einheitliche Standards und technische Ausstattung von Ladesäulen wünschen, ebenso wie eine ausreichende Anzahl von Schnellladestationen.

Herbert Exner, Neustadt

E-Autos sind nicht die Lösung

Bei allem Hype, der jetzt um die Elektromobilität gemacht wird, scheint vergessen zu werden, welche Umweltschäden bei der Gewinnung des Lithiums für die Batterien entstehen. Ökologisch und nachhaltig für unsere Welt kann das doch nicht sein, ganz abgesehen von den bekannten Problemen der Bereitstellung des benötigten Stroms. Warum wird so unkritisch mit dem Thema Elektromobilität umgegangen? Mir scheint manchmal, dass eine Doktrin verfolgt wird, die uns ein gutes Gefühl beim Autofahren geben soll, weil sie angeblich ökologisch ist. Alternativen werden nicht angeboten und auch kaum diskutiert. Doch wir wissen heute schon, dass E-Autos keine Lösung unserer Umweltprobleme sein werden. Die verbrauchte Energie kann leider nicht allein durch erneuerbare Energien generiert werden. Ich denke, dass wir gerade in solchen Zeiten, wo wir versuchen, Weichen für die Zukunft zu stellen, genau hinsehen müssen, was unsere Entscheidungen für Folgen haben. Leider geben wieder einmal die Konzerne die Richtung vor. Dabei wäre doch eine ruhige und fundierte Debatte gerade besonders notwendig. Denn es müssen viele Fragen beantwortet werden: Ist das Konzept des steigenden Individualverkehrs überhaupt zukunftsträchtig? Sind Wasserstoffautos nicht nachhaltiger? Warum dürfen immer größere Autos so billig verkauft werden, wo sie doch deutlich mehr Ressourcen verbrauchen? Warum wird nicht mehr in den öffentlichen Nahverkehr investiert? Warum kostet der Nahverkehr überhaupt noch etwas, wo dies doch die nachhaltigste Variante wäre? Wir im reichen Europa werden mit unseren E-Autos die Welt nicht retten.

Frank Schmidt, Forchheim

Verkehrspolitische Wende

Das Elektroauto ist in jeder Hinsicht eine Totgeburt. Verkehrspolitisch, technisch, ökologisch, arbeitsmarktpolitisch und wirtschaftlich. Bei 47 Million Fahrzeugen auf Deutschlands Straßen ist es völlig gleichgültig, mit welchem Antrieb wir im Stau stehen. Und wo sollen bei einem Fahrzeugbestand von circa 300 Million in der EU gerade in den Zentren die ganzen Lademöglichkeiten herkommen? Und all das Lithium? Dass der Strom nicht nur aus der Steckdose kommt, müsste sich inzwischen herumgesprochen haben.

Die für diese Anzahl an Elektrofahrzeugen erforderliche Steigerung der Stromproduktion ist auch mittelfristig ökologisch nicht zu machen. Hinzu kommt, dass die Umweltbilanz des Elektrofahrzeugs kaum besser aussieht die eines herkömmlichen Fahrzeugs. Auch wenn nicht jeder siebte Arbeitsplatz mit der Autoindustrie zusammenhängt, arbeitsmarktpolitisch wird die Einführung der Elektrofahrzeuge zu massiven Arbeitsplatzverlusten in dieser Branche und in Folge zu massivem Widerstand der Beschäftigten und der Kommunen führen. Und wie die Aktionäre auf die Verluste ihrer Renditen reagieren werden, bleibt abzuwarten. So trifft sich eine unheilvolle Allianz, bei der sich, wenn sich etwas ändern soll, alles in Bewegung setzt, damit es beim Alten bleibt. Verkehrspolitisch liegt die Zukunft jenseits des Automobils. Wir werden umdenken müssen.

Thomas Hartmann, Mannheim

© SZ vom 10.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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