Doping:Hochleistungssport als Geschäftsmodell

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Alle machen mit, vom Vereinstrainer bis zum Verbandsfunktionär. Und die Fernsehanstalten sekundieren mit Omnipräsenz. Diese Gesellschaft hat den Leistungssportler, den sie verdient.

Sportler auf Speed: Langläufer bei der Ski-WM in Seefeld/Tirol. (Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

" Sehr viel Blut" vom 1. März und " An der Nadel" vom 28. Februar:

Lasst sie doch dopen! Dem den Zirkus mitfinanzierenden (TV-)Zuschauer scheint es doch auch egal zu sein, ob die Siege mit oder ohne Gebrauch der Nadel errungen werden. Gewisse Sportärzte interessiert der hippokratische Eid so wenig, wie den ehrenwerten Funktionär Bach neue Anti-Doping-Gesetze interessieren. Hier besteht ein seltsam harmonisches, wenn auch heimliches Einvernehmen. Auf den Schaden, der der Umwelt durch das Ausüben der Wintersportarten zugefügt wird, wollen wir hier nur in einer Nebenbemerkung hinweisen. Was soll's? Hochleistungssport ist nämlich - man muss es den Aficionados immer wieder klarmachen - in erster Linie ein auf Profit ausgerichtetes Geschäftsmodell. Bekanntlich sind ethische Erwägungen jeglicher Art in diesem Bereich kontraproduktiv und deshalb zu unterlassen. Diese Gesellschaft hat den Leistungssport(ler), den sie verdient. Robert Tomaske, Bochum

Schluss mit TV-Übertragungen!

Die Ausführungen von Claudio Catuogno sind voll überzeugend, decken die kriminellen Zusammenhänge ausführlich auf. Einen Aspekt müsste man aber ergänzen: die Rolle der Medien, besonders des Fernsehens! Den ganzen Winter hindurch werden von ARD und ZDF ganze Tage lang Wintersportereignisse gesendet, vor allem Biathlon, wohl weil da die Deutschen früher mal ganz gut waren. Bis zu acht Stunden am Tag Sendung, ohne dass auch nur ein einziges Mal darauf hingewiesen wird, wie dopingbelastet all diese Ausdauersportarten sind. Spezialfall Biathlon: Es ist der menschlichen Natur zutiefst zuwider, zehn oder sogar 15 Kilometer superschnell langzulaufen, um dann in Sekundenschnelle auf einen Ruhepuls von 60 zu kommen, damit man mit einem Gewehr ins Schwarze einer Schießscheibe treffen kann. Das geht nur mit ausreichend Mittelchen, im Fall Biathlon sind es wohl hauptsächlich Betablocker, bei den Langläufern früher Anabolika, heute kaum nachzuweisende Eigenblutinjektionen. Von alldem im TV: keine Rede! Da wird stattdessen auch noch der siebte Platz einer Biathletin gefeiert, und es werden keinerlei Überlegung angestellt, inwieweit sie vielleicht ein bisschen weniger Zaubertrank bekommen hat als die anderen, die alle bis zum Kragen voll damit sind. Wenn dann deutsche Funktionäre interviewt werden, dürfen sie jedes Mal stereotyp gestanzte Aussagen von sich geben, die alle darin gipfeln, dass deutsche Athleten natürlich nicht betroffen seien. Deshalb meine Forderung: Einstellung dieser Übertragungen, damit wäre zumindest ein Anfang im Kampf gegen die Dopingpest gemacht! Heinrich Maul, München

Così fan tutte

So, wie der ÖSV jetzt (wieder) die Unschuld vom Lande mimt und der DOSB mit Hörmann an seiner Spitze allen Kaderathleten vorschnell einen Persilschein ausstellt, so verhalten sie sich landauf, landab - vom kleinen, ehrenamtlichen Vereinstrainer bis hin zu unzähligen Verbandsfunktionären: nichts gehört, nichts gesehen und gar nichts je gesagt. Dabei geschieht tagein, tagaus unter den Augen der für Nachwuchssportler Verantwortlichen und unter sportärztlicher Aufsicht das, was Johannes Dürr als das System des Dopings benannt und als Einstiegsszenario eindrücklich beschrieben hat. Reicht etwa der Eisengehalt im Blut für bessere Ausdauerleistungen nicht aus, dann wird mit Eiseninfusionen dem Blut auf die Sprünge geholfen. So hängt der junge Sportler, ganz legal und ärztlich verordnet, erstmals an der Nadel. Wird dann Leistungsasthma diagnostiziert, wird gesprüht, bei ausgeprägter Atemnot gerne mit Kortison angereichert. Damit ist man dann schon mitten drin im Sumpf der schmutzigen Grauzonen, wofür man gerne mal zwei Monate Sperre und die Aberkennung des einen oder anderen Titels riskiert. Und das Ganze fängt schon damit an, dass ein unübersehbarer Mix aus Eiweißbausteinen, Vitaminen, Mineralstoffen substituiert wird, die jedem Luftschnapper vitale Sprinteigenschaften verheißen. Alle, die am Einstieg ins Leistungsdoping involviert sind und damit Unsummen verdienen, machen sich mitschuldig. Così fan tutte, so machen es alle, macht die Sache nicht weniger verwerflich. Dr. Rudi Kynast, Reckingen/Schweiz

© SZ vom 08.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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