Die Kennedys:Von schlecht zu gut

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Rosemary Kennedy war schwer geistig behindert, was ihre Schwester Eunice zu guten Taten anspornte.

Joseph Kennedy Jr., Kathleen Kennedy, Rosemary Kennedy und John F. Kennedy (v.l.n.r.) in Cohasset, Massachusetts, um das Jahr 1928. (Foto: Reuters)

Kennedy - "Der Clan fürs Leben" vom 27./28. Mai:

Der Beitrag von Stefan Kornelius ist ein gelungenes Psychogramm der Kennedys. Allerdings bleibt - wohl weil sich der Text auf das politische Feld bezieht - eine Facette unberücksichtigt, die ein weiteres dramatisches Licht auf diese Familiengeschichte wirft. Die älteste Tochter von Joseph und Rose Kennedy war Rosemary. Auch sie war Opfer des der Familie eigenen unerbittlichen Ehrgeizes. Möglicherweise durch eine Geburtskomplikation ausgelöst, entwickelte sich Rosemary zwar zu einem sehr hübschen Mädchen - allerdings mit mentalen Defiziten in Richtung Lernbehinderung und Verhaltensauffälligkeit. Damit genügte sie nicht dem Perfektionsanspruch der Kennedys nicht. 1941 ließ ihr Vater ohne Wissen der Mutter bei der 23-Jährigen eine Lobotomie durchführen - dabei wurde ihr Gehirn irreparabel geschädigt. Rosemary war seitdem schwer geistig behindert. Sie starb 85-jährig 2005 in einer Heilanstalt, wo sie die meisten Jahre Ihres Erwachsenenlebens zubrachte.

Eine zentrale Rolle im Leben von Rosemary Kennedy spielte ihre drei Jahre jüngere Schwester Eunice Kennedy-Shriver. In der Yellow Press eher als Schwiegermutter von Arnold Schwarzenegger bekannt, wurde Eunice zur einer Vorreiterin für die Rechte geistig behinderter Menschen und zu einer konsequenten und erfolgreichen Interessenvertreterin für die Belange geistig behinderter Menschen und gegen deren Diskriminierung.

Das Lebenswerk von Eunice Kennedy-Shriver war Special Olympics - 1968 von ihr ins Leben gerufen und heute die weltweit größte Sportbewegung für geistig behinderte Menschen. Fünf Millionen Athletinnen und Athleten treiben in 170 Ländern der Welt bei Special Olympics Sport. In Deutschland bietet SO - gegründet 1991 - mehr als 40 000 geistig behinderten Menschen die Möglichkeiten für Sport und Bewegung im Alltag.

Eunice' Sohn Timothy Shriver ist seit vielen Jahren Chairman von Special Olympics International. Ihr anderer, jüngster Sohn Antony, steht weltweit Best Buddies vor, einer Organisation, die sich für Eins-zu-eins-Freundschaften zwischen Menschen mit und ohne Behinderung einsetzt. Seit einigen Jahren gibt es Best Buddies auch in Deutschland.

Dr. Bernhard Conrads, Marburg

© SZ vom 12.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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