Datennetze:Das Gesundheitsrisiko zählt

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SZ-Leser finden, das Thema 5G-Standard wird noch zu wenig problematisiert. Sie interessieren sich nicht nur für ökonomische Aspekte, sondern vor allem für die mögliche Strahlenbelastung.

Zu den Artikeln "Wir sind alle aufgewacht" vom 11. Februar, "Das Wundernetz" vom 2./3. Februar und "Neues Netz, neue Sorgen" vom 28. Januar:

Nicht nur die Chinesen

Vielen Dank für diese Berichte über unsere Probleme mit der Firma Huawei - aber: Wie kann man nur so ahnungslos tun, als seien die europäischen und US-amerikanischen Technologie-Firmen ihrerseits frei davon, in den Dienst ihrer jeweiligen Regierungen gestellt zu werden. Mit dem Zugriff des Bundesnachrichtendienstes auf Datenleitungen und -knoten ist das ja sogar schon publik geworden.

Prof. Klaus Brake, Berlin

Analyse der Strahlen ist wichtig

In dem Bericht "Neues Netz, neue Sorgen" über künftig wesentlich stärkere 5G-Frequenzen haben die Autoren ja so einiges infrage gestellt. So wurde auf die für Bürger einer nicht mehr entrinnenden Grundversorgung von 98 Prozent deutscher Haushalte hingewiesen; und vor allem auch an die hierbei fehlende wissenschaftliche Untersuchung von gesundheitlichen Folgen durch 5G. Alles viel relevantere Dinge als die Berichterstattung über eine mögliche Spionage des chinesischen Ausrüsters Huawei, wie jetzt. Dass so ein fragwürdiges Bohai um unbewiesene Spyware gemacht wird, ist doch nur Ausdruck eines anscheinend immer noch schwelenden Verfolgungswahns einer anno dazumal im Westen ängstlich propagierten "gelben Gefahr" aus dem weit entfernten Osten. Überdies verweist der SZ-Artikel sogar auf jahrzehntelange Prüfungen auf Manipulationen in den von Huawei errichteten Netzen: ohne jegliche Befunde!

Sollte man dem europäischen Moratorium zur Erforschung der Strahlenbelastung durch 5G und mittels Smartphone-Nutzung denn nicht endlich Vorrang gewähren? Oder will gar eine von der Industrie und Wirtschaftspolitik eingesetzte Lobby diese längst fällige Klärung verhindern?

Hans J. Lugmair, Fürstenfeldbruck

So unbedenklich wie Glyphosat

Mit dem Rollout des neuen Hochleistungsstandards für Mobilfunk "5G" wird es laut dem Bericht Kathrin Zinkants "kein Entrinnen geben" vor zusätzlicher Strahlendosis. Also ein hochrelevantes Thema für uns alle. Wir erfahren, dass immerhin "230 Ärzte und Wissenschaftler" wegen mangelhafter Technikfolgenabschätzung ein 5G-Moratorium fordern. In der Korrespondenz zum erwähnten Forscherappell hätte eine Antwort der EU-Kommission aufhorchen lassen können, wonach angesichts der Bedeutung für die Industrie das Vorsorgeprinzip anzuwenden "zu drastisch" wäre. Umfassende Entwarnung liefert ohne Gegenrede aus kritischen Medizinerkreisen Dr. Gunde Ziegelberger vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): "Man hat aber auch bislang keine Mechanismen in der Zelle gefunden, durch die ein Schaden verursacht werden könnte." Diese Behauptung des BfS wird jedoch von immer zahlreicheren unabhängigen Wissenschaftlern als veraltet bezeichnet - Stichwort "Oxidativer Zellstress". Dazu könnte in einem zweiten Teil des Berichts über mögliche Gesundheitsrisiken von 5G sicher einer der 5G-Appell-Unterzeichner Auskunft geben, zum Beispiel Prof. Dr. Michael Kundi (Uni Wien), Dr. Gerd Oberfeld (Umweltmedizin des Landes Salzburg) oder Prof. Dr. Karl Hecht (Charité, Berlin). Was bei Diesel-Smog recht ist, sollte doch auch bei Elektrosmog billig sein.

Theo Schneider, Feldkirchen-Westerham

Umfassender berichten

Es ist wichtig und war richtig, dass die SZ ihren Lesern in den jüngsten Artikeln Informationen zum Thema 5G-Ausbau bietet. Die Artikel sind jedoch, was Inhalt, Bedeutung und Aussage betrifft, zurückhaltend und eher vage. Es ist erstaunlich, wie niedrig der allgemeine Kenntnisstand im Verhältnis zur Komplexität des Themas noch ist. Inzwischen gibt es in mehreren EU-Ländern teils erfolgreiche Protestbewegungen gegen die Einführung von 5G, andere Medien berichten umfassender. Es ist an der Zeit, dass noch differenzierter über das vielleicht innenpolitisch wichtigste Thema der nahen Zukunft informiert und diskutiert wird. Bei einer rapide wachsenden Zahl von Burn-out-Patienten, bei zunehmenden Schlafstörungen und einer alarmierenden Zahl der Arztbesuche von Kindern und Jugendlichen muss auch darüber gesprochen und nachgefragt werden dürfen, ob das Versprechen sinnvoll ist, mit dem 5G am meisten beworben wird: dass in Zukunft alle mobilen Transaktionen noch 1000 Mal schneller abwickelt werden können, als es bisher möglich ist.

Christoph Brech, München

© SZ vom 23.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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