Darmspiegelung:Für viele die Rettung

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Im Artikel "Zu früh des Guten" fiel nach Meinung von Lesern ein stark negatives Licht auf die Darmkrebsvorsorge. Das wollen sie nicht so stehen lassen. Denn Stuhltest und Enddarmspiegelung in Kombination führten zu einer Verminderung der Sterblichkeit.

Der Artikel "Zu früh des Guten" vom 20. Februar von Werner Bartens müht sich redlich, im Stil einer wissenschaftlichen Diskussion Argumente für und wider eine vorgezogene Darmspiegelung als Vorsorge-Untersuchung aufzulisten. Insgesamt fällt aber ein stark negatives Licht auf die Darmkrebsvorsorge überhaupt, da den Gegnern eines solchen Vorgehens und der Vorsorge (Koloskopie) generell argumentativ ein deutlich breiterer Raum eingeräumt wird.

Worum geht es hier eigentlich? Eigentlich um die Frage, ob man die Vorsorgekoloskopie - vor allem bei Männern - vorziehen sollte. Nun beginnt in Deutschland die Vorsorge auf Darmkrebs ohnehin beim 50. Lebensjahr, und zwar kurioserweise in den ersten fünf Jahren mit der Möglichkeit eines jährlichen Stuhltests, danach - vom 55. Lebensjahr an - kann man zwischen Stuhltest alle zwei Jahre und Koloskopie alle zehn Jahre wählen. Um die Verwirrung komplett zu machen, wird demnächst umgestellt, und zwar auf einen besseren Stuhltest (im Fachjargon FIT statt FOBT) und auf ein sogenanntes Einladungsverfahren. Und es wird natürlich an Informationsmaterial gearbeitet, den Anspruchsberechtigten eine evidenzbasierte und somit informierte Entscheidung zu ermöglichen.

Das ist alles entschieden und harrt der Umsetzung, sodass es müßig ist, erneut die Schlachten der Vergangenheit zu schlagen. In fast allen anderen Ländern beginnt die Vorsorge ebenfalls beim 50. Lebensjahr, meist mit Stuhltests, selten mit Darmspiegelung (Polen).

Bei aller berechtigten Diskussion wissenschaftlicher Evidenz einzelner Verfahrensdetails - zwei Methoden, Stuhltest und Enddarmspiegelung sind belegte Maßnahmen zur Verhinderung der Sterblichkeit an Darmkrebs, und zwar in randomisierten Studien. Sie führen zu einer Verminderung der Sterblichkeit von knapp 15 Prozent (Stuhltest) beziehungsweise 30 Prozent (Enddarmspiegelung). Damit sind sie beispielsweise den Screening-Maßnahmen gegen Brustkrebs vergleichbar, die zuletzt in einer Analyse von Forschern aus Oregon zusammengefasst wurden, hier liegt die Verminderung der Sterblichkeit altersabhängig bei 14 Prozent zwischen 50 und 60 Prozent und bei 33 Prozent zwischen 60 und 70 Prozent. Zur informierten Entscheidung gehört halt das ganze Bild.

Burkhard Göke, Thomas Rösch, Ansgar Lohse, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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