Corona und Schule:Abkehr von den Noten

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Lehrer sollen die Pandemie nutzen dürfen, um mit Klassen viele Bücher zu besprechen statt auf Noten zu lernen. Das beuge Häppchen-Wissen vor, meint eine Leserin. Eine andere fordert die Öffnung der Schulen und die Verdopplung des Lehrpersonals.

Zu " Ein Jahr zum Vergessen" vom 16. März und " Harte Prüfung", 6./7. März:

Leider wurde mit dem schlagworthaften Ruf nach Digitalisierung der Schulen das Beste aller Bildungsmedien vergessen - das Buch. Stellen wir uns vor: Alle Schulkinder, die schon lesen können, und auch die Mittelschüler, Realschüler und Gymnasiasten hätten sich nur in der Hälfte ihrer angesetzten Schulstunden lesend mit Büchern beschäftigt. Mit spannenden Büchern, von Lehrkräften klug ausgewählt.

Das Familienleben mit Schulkindern wäre in diesen Corona-Monaten wesentlich entspannter verlaufen. Innerhalb der Klasse hätte man sich über die Inhalte austauschen, digital zu Hintergründen recherchieren und vielleicht auch sich kreativ-künstlerisch oder handwerklich mit den Themen auseinandersetzen können. Viele Kinder und Jugendliche wären beim Lesen abgetaucht in verschiedenste Zeiten und interessanteste Lebensgeschichten, und mit sehr viel Gewinn wären sie dann wieder aufgetaucht: Ihr Weltwissen hätte sich erweitert, ihr Sprachvermögen hätte sich verbessert, ihre Fantasie wäre angeregt, sie hätten Trost erfahren und mit dem allerbesten Medium für Empathieschulung, dem Buch, ihr Einfühlungsvermögen verbessert.

Lesen ist bekanntermaßen der Schlüssel zur Bildung. Deshalb ist es auch so effektiv und nachhaltig, ganz im Unterschied zu den vereinzelten Wissenshäppchen, die im Kurzzeitgedächtnis zur Schulaufgabe präsent sind und dann in der Regel schnell vergessen werden, mit oder ohne Corona. Also bitte keine Panik, wenn unsere Kinder jetzt so viel Stoff verpassen, dass manche gar um deren Karrierechancen fürchten.

Die Chance, Kinder in der Corona-Zeit zu Leseratten zu machen, die haben die Verantwortlichen im Kultusministerium bisher verpasst. Dazu bräuchte es eine mutige Abkehr von der Fixierung auf Noten, zumindest in dieser außergewöhnlichen Zeit.

Eva Lechner-Mayer, Ebersberg

Das laufende Schuljahr zu verlängern kann ein Schritt in die richtige Richtung sein, reicht aber nicht. Die Schulen müssen geöffnet und das Personal muss verdoppelt werden. Kinder und Jugendliche müssen endlich in den Fokus, damit sie eine Perspektive haben! Wenn wir das nötige Geld nicht jetzt in unsere jungen Menschen investieren, werden wir als Gesellschaft langfristig für den Reparaturbetrieb der verpassten Chancen bezahlen.

Schon viel zu lange sind zudem viele Menschen seelisch krank und erhalten nicht die Behandlung, die ihnen zusteht. Eine Reform des Gesundheitswesens ist überfällig! Nicht erst, wenn die nächste Welle kommt. Wenn unsere Vorfahren so wenig risiko- und entschlussfreudig gewesen wären, würden wir noch in Höhlen leben.

Claudia Rixecker, Schöneck

© SZ vom 10.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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