Corona-Impfung:Große Verunsicherung

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Die breite Corona-Kritik sorge für große Unsicherheit in der Gesellschaft und berge die Gefahr falscher Entscheidungen, findet ein Leser. Eine Leserin blickt zurück auf die Pockenimpfung in Bayern, in der damaligen Landesimpfanstalt.

Freiheit der Verunsicherung

Wo es klemmt, wenn Pannen oder Kritik an Impfgeschehen aufkommen, so wird oft reflexartig die Schuld bei Mitarbeitern der Krankenhäuser ausgemacht, wie der Thüringer Ministerpräsident weiß. Welche gesellschaftlichen Verhältnisse, welche politischen und profitorientierten Hintergründe von Einfluss sein könnten, das wird oft ausgeblendet, hat tabu zu sein.

Wo hat sich nach aller Erfahrung der vergangenen Monate mal Einsicht, Erkenntnis verbreitet, was wirklich mal reformierbar wäre, vielleicht mal rückreformierbar? Geklagt und mit Bangen wird die Impfbereitschaft der Bevölkerung verfolgt.

Eine Gesellschaft, die jede noch so unverantwortliche, noch so egoistische, an Eigennutz orientierte Freiheit zulässt, die jede abwegigste, dümmlichste, verschwörerische, religiöse, abenteuerlichste Freiheit verbreiten lässt, die die Bevölkerung verunsichert, die keine überzeugende, glaubhafte, vertrauensbildende Information zustande bringt, die muss damit freiheitlich eben leben. Sie muss ihrem Wert und Credo folgend es dem Einzelnen ganz allein überlassen, was er für richtig hält, was er an Wissen, Erkenntnis, Vernunft und Verstand entwickelt.

Das freilich kommt nicht von ungefähr, sondern ist gesellschaftlich determiniert. Wenn Flugblätter, Infos etc. kursieren, in Briefkästen landen, verfasst von und berufen auf namhafte Wissenschaftler, was soll dann herauskommen außer Verunsicherung bis zu falschen Entscheidungen und Hemmnissen bei Impfstrategien?

Roland Winkler, Aue

Erfolgreiche Pockenimpfung

Zur Erinnerung: Wir hatten in Bayern schon einmal ein Impfzentrum - und der Impfstoff wurde hier hergestellt - in der Bayrischen Landesimpfanstalt. Gegründet, um Pockenimpfstoff herzustellen und zu verteilen. Da gab es eine "Impfpflicht" und auch gesetzliche Regelungen für die Behandlung und Regulierung von Impfschadensfällen - und Impfgegner gab es auch - von Anfang an. Die weltweite Impfung gegen Pocken hat diese Seuche vom Erdboden verschwinden lassen.

Mit Übernahme der Bayrischen Landesimpfanstalt durch Professor Stickl wurde die Herstellung des Impfstoffes auf Gewebekulturen umgestellt - bis dahin war die Lymphe vom Rind abgeschabt worden - ein anderer Impfstamm erwies sich als weniger pathologisch - es gab weniger Impfschäden und keine Todesfälle mehr.

Die Bayrische Landesimpfanstalt wurde mit dem Ende der Pocken zerschlagen - in das Institut für Tropenmedizin an der tierärztlichen Fakultät und die Abteilung für Umwelthygiene und Impfwesen am Lehrstuhl für Hygiene der TU. Möge den Covid-19-Impfungen ein Erfolg beschieden sein wie der Impfung gegen die Pocken.

Ingrid Stickl, Krailing

© SZ vom 09.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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