Bienen:Die Natur als Feind

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Die EU verbietet Neonikotinoide, die Bienen schaden. Derweil arbeiten Unternehmen bereits an anderen schädlichen Chemikalien, weiß ein Leser. Andere berichten von ihren Erfahrungen mit Nachbarn - auch keine Bienenfreunde.

"Das unheimliche Bienensterben" vom 14./15. April:

Keine neuen Ersatzgifte

Gut, dass die EU wegen des Bienensterbens endlich Neonicotinoide verbieten will. Doch schon bevor dies beschlossen ist, versuchen die Konzerne Bayer und DowDuPont neue Insektengifte mit den Wirkstoffen Sulfoxaflor, Cyantraniliprol und Flupyradifuron zuzulassen. Diese sind zwar etwas weniger giftig als die Neonicotinoide, aber immer noch Dutzende Male gefährlicher für Bienen als das verbotene DDT. Eine Zulassung dieser neuen Stoffe würde aus den Bekenntnissen der Regierungen zum Insektenschutz nur leere Worthülsen machen. Die bisherigen Geheimhaltungsbestrebungen der Behörden zu diesen Zulassungsanträgen sprechen nicht für einen offenen und ehrlichen Umgang mit diesem essenziellen Thema. Richard Geist, München

Klare Verbote jetzt

Umweltpolitik kann recht komplex sein: Es sollen Agrochemikalien verboten werden, aber was? Die Produktion, der Handel, die Anwendung? Dazwischen liegen Jahre des Bienensterbens! Wer soll und kann das kontrollieren? Die Sache der Bienen und aller Insekten lässt sich nicht durch eine unklare Verbotsankündigung retten! Dr. Jürgen Heinrichs, Hamburg

Von wegen Vogelschar

Es ist manchmal traurig, wenn Erwartungen sich erfüllen. So wie jetzt die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner Formalien vorschützt, um einem deutschen Chemieriesen - Bayer - die Bilanz nicht zu verhageln. Kritikern kann notfalls mit dem Verlust von Arbeitsplätzen Angst gemacht werden. Tatsächlich geht es fast immer um Profit, in der Industrie sowieso, aber auch in der Landwirtschaft. Wollen oder können wir nicht begreifen, dass es nun nicht mehr erst fünf vor zwölf ist. Wenn man auf dem Land auf einem nahezu naturbelassenen Grundstück lebt, erlebt man das Sterben der Natur hautnah. Der Frühling zeigt es einem mit dem Verlust zum Beispiel von Singvögeln: keine Stare, kaum Amseln, wahrscheinlich ist auch nur noch eine geringe Anzahl von Schwalben zu erwarten. Von "Vogelschar" ist keine Rede mehr. Trotz blühender Büsche und Bäume sieht man kaum Bienen, Insekten nahezu Fehlanzeige. Keine "blühende Zukunft" für uns Menschen, vor allem für die kommender Generationen. Wir müssen begreifen, dass unser Glück nicht abhängig ist vom hohen Einkommen, von Sparvermögen oder Traumreisen, sondern, dass die Zukunft von gesunder Luft, genießbarem Wasser und unvergifteter Landschaft abhängt.

Dies mutig anzupacken und nicht auf Nebenkriegsschauplätze, wie etwa das Verbot des Tragens von Kopftüchern auszuweichen, wäre die originäre Aufgabe der Regierung. Werner Hüttner sen., Eurasburg

Rasen wie geleckt

Ich habe seit 1990 einen Schrebergarten und erlebe hautnah, wie gegen die Natur gekämpft wird - mit Unkrautvernichter, Gasbrenner, Golfrasen usw. Teilweise ziehen sogar der Verband und Vorstand an einen Strick (keine Nadelbäume, Hecke maximal 90 Zentimeter). Wo sollen da die Vögel brüten? Das Aussterben der Bienen und Insekten liegt gewiss an den Umweltgiften und der Landwirtschaft. Aber auch bei uns im Hinterhof wird mit allen Mitteln (Laubbläser, Kehrmaschine) das letzte Blatt bekämpft, Rasen wie geleckt und kein Krümel in den Rabatten, schaut super aus, ist aber gegen die Gesundheit. Franz Ramsberger, München

Biotope müssen größer werden

Das zweifellos menschengemachte Insektensterben ist höchst alarmierend und erfordert dringend Gegenmaßnahmen, wie sie zum Beispiel vom Ornithologen Peter Berthold vorangetrieben und von Gemeinden im Bodenseegebiet erfolgreich durchgeführt werden: die Einrichtung großer, möglichst miteinander verbundener, pestizidfreier und ungedüngter Biotope zum Erhalt der noch vorhandenen Tierarten und der ebenso dezimierten Pflanzenarten. Dies erfordert eine tatkräftige Unterstützung seitens der Politik, gestützt durch die Wahrnehmung der ökologischen Krise in der ganzen Gesellschaft. Prof. Karl-Ernst Kaissling, Starnberg

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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