Amerika II:Viele Baustellen, wenige Lösungen 

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Vom Ringen um das Selbstverständnis einer Supermacht, dem neuen Bild Chinas und der Sanktionspolitik bei Nord-Stream 2.

Zu " Sehnsucht nach Rückkehr" über das amerikanische Selbstverständnis, vom 25./26. Juli: Ob nach einer möglichen Abwahl Trumps der Wunsch der Bürger nach Einzigartigkeit übermächtig sein wird und die Sehnsucht nach alter Größe wachsen wird, wie in dem Kommentar behauptet, ist keineswegs von vornherein anzunehmen. Selbst bei einigen US-Historikern ist der viel beschworene Exzeptionalismus zu einem Mythos geworden, war vielleicht schon immer einer. So weist etwa die Harvard-Historikerin Jill Lepore in ihrem Werk "Diese Wahrheiten" darauf hin, dass die Bevölkerung inzwischen so gespalten ist, dass sie sich nicht mehr einig sei, auf welcher Basis an Ideen und Vorstellungen die Vereinigten Staaten gegründet wurden.

Dr. Hans-Jörg Ehler, Bonn

Zu " Am Tiefpunkt" über die Beziehung der Supermächte, vom 25./26. Juli: Man kann nur hoffen, dass der Aufruf von US-Außenminister Pompeo zum Kampf gegen die "Tyrannei in China" nicht zustande kommt. Er führt in den Kalten Krieg. Ob Wirtschafts- oder Technologiekrieg, hybrider oder heißer Krieg - am Ende gibt es nur Verlierer. Die Bedrohungen durch Pandemie, Umweltzerstörung, Hunger, Armut und Kriege erfordern Kooperation, fairen Wettbewerb und friedliche Zusammenarbeit, auch mit Staaten, die uns nicht passen. Hierin liegt die Verantwortung vor allem deutscher Politik. Das Narrativ der "Tyrannei in China" ist nicht nur Wahlkampfgetöse, es entspringt dem Hirn einer angeschlagenen Weltmacht, die den beginnenden Verlust der Führungsrolle durch Feindbilder zu kompensieren sucht.

Thomas Jansen, Kassel

Zu " Brief nach Washington" über die Beschwerde des Wirtschaftsausschusses im Bundestag an US-Senatoren, 11./12. Juli: Diese "demokratische Staatsverfassung" hat nur Eigeninteressen im Blickfeld und immerzu für andere gleich die Keule der Sanktionen im Gepäck. Warum hat Europa nicht längst klipp und klar eine Gegenstrategie entworfen? Wenn zum Beispiel die verschärfte Sanktionspolitik wegen der Nord-Stream-2-Pipeline nicht aufhört, werden auch keine Flüssiggas-Terminals für US-Produktionen zugelassen. Es wird Zeit, dem US-Präsidenten die rote Karte zu zeigen, endlich Tacheles zu reden und dann auch komplett die politische Verantwortung zu übernehmen. Nur, Europa ist ein Staatenbündnis besonderer Art. Leider mit zu wenig Courage.

Gerd Hummert, Eschmar

© SZ vom 12.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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