Verhandlungen zum Hochschulpakt:Banken gerettet, Unis vergessen

Studenten sind keine Landwirte, Professoren keine Autobauer. Pech für sie. Sonst hätten sie längst mit mehr Hilfe vom Staat rechnen können.

T. Schultz

Studenten sind keine Landwirte, Professoren keine Autobauer. Pech für sie. Wären sie es, hätten sie längst mit mehr Hilfe vom Staat rechnen können. Denn auch die Hochschulen sind unverschuldet in Not geraten, das allerdings schon vor Jahrzehnten.

Studentenprotest: Die Hochschulen sind unverschuldet in Not geraten, das allerdings schon vor Jahrzehnten. (Foto: Foto: dpa)

Seit Anfang der siebziger Jahre hat sich die Zahl der Studenten verdreifacht, die der Professoren nicht einmal verdoppelt. Und in den kommenden Jahren sollen die Hochschulen noch einmal Zehntausende Studenten zusätzlich aufnehmen. Das kann nur gelingen, wenn die Universitäten jetzt zügig ausgebaut werden.

An diesem Donnerstag wollen die Regierungschefs von Bund und Ländern die nötigen Milliarden für den "Hochschulpakt"' beschließen. Sie würden damit zumindest eines der vielen vollmundigen Versprechen des Bildungsgipfels einlösen.

Falsch verstandene Sparsamkeit

Sicher, die Haushaltslage ist zurzeit schwierig. Aber was wäre das für eine Politik, wenn man den jüngeren Bürgern Unsummen an Schulden hinterlässt, weil man im Wahlkampf und in der Wirtschaftskrise Banken und Betriebe rettet, Rentner und Bauern beglückt - und den Jüngeren dann aus falsch verstandener Sparsamkeit auch noch die Aussicht auf eine gute Ausbildung nimmt?

Die Blamage, den Hochschulpakt platzen zu lassen oder schon wieder zu vertagen, kann sich die Kanzlerin nach all den Beteuerungen, die Zukunft des Landes liege in Bildung und Forschung, nicht leisten. Zu befürchten ist aber, dass Bund und Länder andere, öffentlich weniger beachtete Wege finden, bei der Wissenschaft zu sparen, etwa bei der Grundausstattung einzelner Hochschulen und Institute. Schlimm wäre das vor allem für junge Forscher, denn bei ihnen wird meist zuerst gekürzt.

© SZ vom 4.6.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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