Studiengebühren-Gegner:Gebührenkeule ohne Gnade

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Die Gegner gegen Studiengebühren müssen erneut eine Niederlage einstecken. Richtig ist ihr Protest dennoch.

Nicola Holzapfel

Es war der letzte verzweifelte Versuch einzelner Studenten an den Studiengebühren vorbeizukommen. Sie haben vor Gericht dagegen geklagt. Umsonst: Das Freiburger Verwaltungsgericht hat die Klage am Mittwoch im ersten Musterprozess abgewiesen.

Studenten auf einer Demo gegen Studiengebühren. (Foto: Foto: dpa)

Die Argumente ihres Anwalts, dass die Studiengebühren gegen das Grundgesetz verstießen und gerade Arme davon Nachteile hätten, haben ihnen nichts geholfen.

Viele Studierende (und ihre Eltern) spüren die Gebühren deutlich, die in vielen Bundesländern inzwischen erhoben werden. Eine Hochschulausbildung kostet sehr viel Geld. 770 Euro im Monat brauchen Studierende im Schnitt wie die jüngste Sozialerhebung des Studentenwerks zeigt. Studieren können sich 90 Prozent der Kommilitonen nur leisten, weil Papa und Mama kräftig mitzahlen. Zwei Drittel müssen zudem jobben, um über die Runden zu kommen. Für einen Studenten, der zusehen muss, wie er über die Runden kommt, sind Gebühren von 500 Euro pro Semester viel Geld.

Dennoch: Nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts im Januar 2005, dass die Bundesländer Studiengebühren erheben dürfen, blieb der große Protest aus. Sicher gab es immer wieder Demos und in manchen Hochschulen auch Rektoratsbesetzungen. Erst diesen Mittwoch haben sich in Frankfurt einige hundert Studenten zu einer spontanen Demo getroffen. Gebührengegner haben an vielen Hochschulorten versucht, einen Boykott durchzusetzen - nach dem Motto "Stell dir vor, es gibt Studiengebühren und keiner zahlt sie". Aber selbst wenn mancherorts einige Tausend mitgemacht haben: Zum Erfolg hat es nie gereicht.

So waren es auch nur einzelne, die den Weg vor Gericht eingeschlagen haben. An baden-württembergischen Gerichten sind rund 2500 Klagen anhängig - nicht viel, bei fast zwei Millionen Studierenden in Deutschland.

Die große Masse, sie schweigt und studiert - und nimmt es hin, dass die Studienbeiträge die Studienbedingungen kaum verbessert haben.

Nein, danke

Wer auch schweigt, sind all jene, die Gebühren von einer Hochschulausbildung abbringen. Sie studieren einfach nicht. In den vergangenen Jahren ist die Studienanfängerquote gesunken - nach einem Höchststand von fast 39 Prozent im Jahr 2003 liegt sie nun bei 35 Prozent. Dabei sollen mehr junge Menschen studieren. 40 Prozent schweben Bundesbildungsministerin Schavan vor.

Gebühren sind da ein völlig falsches Signal. Sie schrecken ab und gehen Das spürt natürlich nur, wer wenig Geld hat. Wer zuhause reich bestückt wird, zahlt die 500 Euro locker. Wer wenig hat, muss halt knapsen. Stipendien gibt es bei weitem nicht genug. Und Kredite sind keine Alternative. Wer verschuldet sich schon gern in jungen Jahren? Wer auf Kredit studiert, steht schnell mit mehreren zehntausend Euro in der Kreide.

Gebührenbefürworter argumentieren, dass sich ein Studium auszahlt. Das stimmt auch: Es ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit. Aber es ist noch lange keine Gewähr für das große Geld. In den wenigsten Fachrichtungen, wie Ingenieurwesen und Informatik, steigen Berufsanfänger mit Jahresgehältern von 40.000 Euro ein. Andere Akademiker halten sich über Jahre hinweg nur mit Honorar- oder Teilzeitjobs über Wasser.

Gebühren seien Pflicht und wer nicht zahlt, werde exmatrikuliert, hat Baden-Württembergs Bildungsminister Peter Frankenberg einmal den Gebührengegnern vorgehalten.

Zahlen, nichts anderes bleibt nun den Freiburger Klägern - darunter eine alleinerziehende Mutter, eine Schwangere und zwei Zivildienstleistende - übrig. Sie müssen die Gerichtskosten tragen und werden auch die 500 Euro irgendwie locker machen müssen - es sei denn, sie gehen in Berufung.

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