Studienberaterin:Einfach mal einschreiben

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Ganz unterschiedliche Gründe führen dazu, dass junge Menschen ihr Studium sausen lassen, sagt Laura Ritter. (Foto: oh)

Vor der Entscheidung für ein Studium fehlt oft die Reflexion. Manche lassen sich von den Wünschen ihrer Eltern leiten. Das ist oft ein Fehler.

Interview von Juliane Lutz

Laura Ritter hat im Berliner Projekt Looping gemeinsam mit Kolleginnen in der Zeit von 2011 bis Ende des vergangenen Jahres Hunderte von Studienabbrechern beraten.

Warum steigen Studenten aus?

Laura Ritter: Etwa 50 Prozent aus Leistungsgründen, etwa weil sie Prüfungen nicht bestanden haben. Ein weiterer häufiger Grund ist mangelnde Motivation. Vielen fehlt der Praxisbezug. Oder sie haben sich etwas anderes unter dem gewählten Fach vorgestellt. Krankheit oder erkrankte Familienmitglieder sind ebenfalls Gründe, aufzuhören.

In welchen Fächern geben Hochschüler am häufigsten auf ?

Der größte Teil der Studierenden, die bei Looping Rat suchten, hatte mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder technischen Fächern angefangen. An zweiter Stelle standen Geisteswissenschaftler, gefolgt von Wirtschafts- und Jura-Studenten.

Auf welche Weise h alfen Sie als Looping-Beraterin?

Wir haben in Einzelgesprächen geklärt, was die Motivation für das Studium war und wie viel Interesse dafür noch vorhanden ist, oder ob es besser wäre, einen Schnitt zu machen. In diesem Fall ging es auch darum, wohin die Reise gehen könnte. Manche, die zu uns kamen, hatten schon sehr viel Gedankenarbeit geleistet und wollten nur noch die Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Bei anderen, die noch nicht wussten, was sie machen könnten, haben wir zum Beispiel mit dem Talentkompass NRW gearbeitet. Dabei handelt es sich um ein biografisch orientiertes Verfahren, das Menschen hilft, die eigenen Fähigkeiten und Interessen zu erkennen und zu sortieren, neue Ideen für den Beruf zu entwickeln, ein konkretes Ziel zu benennen und erste Schritte in die berufliche Richtung zu gehen.

Was hilft den Leuten in so einer Situation am meisten?

Vielen tut es gut, einmal den Blick auf sich selbst zu richten: welche ihre Stärken und Schwächen sind, was sie wirklich wollen. Manche haben das noch nie ausführlich gemacht.

Wie viele Ratsuchende legen das Thema Studium tatsächlich ad acta?

Etwa 24 Prozent beginnen eine Ausbildung. 20 Prozent fangen an zu arbeiten und 15 Prozent setzen das angefangene Studium fort. Die anderen wechseln das Fach oder machen etwas ganz anderes, gehen etwa ins Ausland.

Was wäre nötig, da mit Abiturienten gar nicht erst die falsche Wahl tr effen?

Viele fangen an zu studieren, ohne groß zu überlegen. Sie werden von den Eltern beeinflusst oder machen das Fach an der Uni weiter, das ihr Lieblingsleistungskurs war. Es wäre wichtig, die Berufsorientierung von Seiten der Schulen zu optimieren. Ebenfalls sinnvoll wären mehr Praktika vor Studienbeginn, Freiwilligendienste und Joberfahrungen.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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