Sprachkenntnisse:Speak to you soon

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Plötzlich ein englischsprachiger Anrufer in der Leitung - nicht jedem Arbeitnehmer fallen in dieser Situation die passenden Redewendungen ein. (Foto: Luke MacGregor/Bloomberg)

Das Schulenglisch ist eingerostet, das Alltagsvokabular reicht im Job nicht aus. Mit einem Wirtschaftsenglisch-Zertifikat zeigen Bewerber, dass sie fürs globale Geschäft bereit sind.

Von Tobias Schormann/dpa

Englisch kann doch jeder. Oder? Gerade wenn es um Geschäftliches geht, ist längst nicht jeder sicher auf dem internationalen Parkett. Arbeitgeber rechnen aber heute in der Regel damit, dass ihre Mitarbeiter auch auf Englisch problemlos mit Geschäftspartnern verhandeln oder mit Kunden reden können. Ein Zertifikat für Wirtschaftsenglisch macht sich daher gut in der Bewerbungsmappe.

"Englisch ist im Beruf ein absolutes Muss", sagt Sörge Drosten von der Personalberatung Kienbaum in Düsseldorf. Arbeitgeber erwarteten von Absolventen häufig gute bis sehr gute Englischkenntnisse: "Das wird heute als selbstverständlich vorausgesetzt." Schließlich sei flüssiges Englisch gerade in großen Unternehmen, aber auch bei Mittelständlern für den Kontakt mit Kunden oder Kollegen im Ausland unerlässlich.

Ganz so selbstverständlich ist es aber nicht. Man könnte zwar meinen, dass heute jeder das Englische zumindest halbwegs beherrscht - schließlich lernt man es schon in der Schule. In der Praxis komme es aber durchaus vor, dass es bei Fachkräften in dieser Hinsicht Defizite gibt, sagt Drosten. Und bei manchen sei das Englisch eingerostet, wenn es länger nicht im Beruf zum Einsatz kam. "Das kann zum Problem werden." Denn oft seien Arbeitgeber nicht bereit, Bewerber noch zu schulen, wenn andere Kandidaten die nötigen Sprachkenntnisse schon mitbringen. Wer sich hierbei nicht ganz fit fühlt, habe daher dringend Nachholbedarf.

Doch wie belegen Bewerber ihre Englischkenntnisse am besten? Wer nur die Note vom letzten Schulzeugnis vorzeigen kann, beeindruckt damit niemanden. Fürs Erste kann ein entsprechender Kurs helfen, den Anbieter wie Berlitz oder auch die Volkshochschulen im Programm haben. Dabei erhalten Teilnehmer eine Abschlussbescheinigung, die sie in die Bewerbungsmappe legen können. Auch die deutschen Handelskammern bieten passende Kurse und Prüfungen an.

Einen Schritt weiter gehen Bewerber mit einem Zertifikat für Englisch im Berufsleben, wie es die Universität Cambridge oder die Londoner Handelskammer anbieten. Dafür gibt es spezielle Prüfungszentren in Deutschland. Der Vorteil: Die Zertifikate sind international bekannt, was sich auch für Bewerber auszahlt, die ins Ausland wollen.

Die Prüfungen orientieren sich dabei am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen (GER). Der vom Europarat geschaffene GER dient als Maßstab für den Erwerb von Sprachkenntnissen und soll helfen, Sprachzertifikate vergleichbar zu machen. Dabei gibt es sechs Niveaustufen: Anfängerstufe A1 bedeutet, dass man einfache Sätze, die auf die Befriedigung konkreter Bedürfnisse zielen, verstehen und verwenden kann. B2 steht für die Fähigkeit, sich spontan und fließend zu verständigen und die Hauptinhalter komplexer Texte zu verstehen. C2 bescheinigt annähernd muttersprachliche Kenntnisse.

Bei den meisten Zertifikaten müssen Teilnehmer vorab wählen, welche Stufe sie absolvieren wollen. Dann machen sie am besten einen Einstufungstest, um das passende Level zu finden, rät die Stiftung Warentest. Außerdem sollten Kandidaten sich vorab mit Art und Ablauf der Prüfung vertraut machen. Zur Prüfungsvorbereitung bietet es sich an, Musterprüfungen der Anbieter herunterzuladen.

Wichtig ist auch die Frage, ob es ein Prüfungszentrum in der Nähe gibt. Die Zahl variiert je nach Zertifikat stark. Oft bieten die Prüfstellen auch passende Vorbereitungskurse an. Die kosten allerdings extra. Es lohnt sich dabei, Fördermöglichkeiten zu prüfen. Arbeitslose können beispielsweise versuchen, einen Bildungsgutschein bei der Arbeitsagentur zu beantragen. Für Arbeitnehmer bietet sich die Bildungsprämie an: Hierbei zahlt der Staat einer Teil der Kosten einer Weiterbildung. Und für Jüngere unter 25 Jahren gibt es ein Weiterbildungsstipendium, das auch Fremdsprachenkurse abdeckt.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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