Sicherheit für Kinder:Gefährlicher Schulweg

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Die schwierigste Aufgabe für Schüler ist, heil im Klassenzimmer anzukommen: Auf dem Schulweg wird immer noch zu wenig auf die Sicherheit geachtet.

Tanjev Schultz

Die erste Aufgabe, die Schüler morgens bewältigen müssen, stellt sich bereits auf dem Schulweg: Heil ankommen. Vor allem im Winter ist das gar nicht so leicht; die meisten Unfälle, in die Schüler verwickelt sind, passieren in den Monaten November bis Februar. Bei Dunkelheit, Schnee und Glätte sind die Schüler besonders gefährdet. Die gesetzliche Unfallversicherung registriert jedes Jahr etwa 60.000 Verkehrsunfälle, bei denen Kinder und Jugendliche auf dem Schulweg verunglücken, in jedem zweiten Fall als Fahrradfahrer.

Unfälle mit Schulbussen sind an der Tagesordnung. Im März 2009 landete ein Schulbus bei Bonndorf wegen glatter Fahrbahn im Graben. (Foto: Foto: dpa)

"Kaffeefahrten sind sicherer"

Sorgen bereiten den Eltern nicht nur schlitternde, oft schlecht beleuchtete Räder. Auch die Fahrt im Schulbus ist ein Reizthema. "Kaffeefahrten sind sicherer", sagt Thomas Lillig, Elternsprecher für die bayerischen Gymnasien. So fehle in Schulbussen bis heute eine flächendeckende Anschnallpflicht. Und oft seien die Kinder schon froh, wenn sie überhaupt einen Stehplatz bekommen. In den vergangenen Wochen schreckten wieder zahlreiche Unfälle die Elternvertreter auf: In der Eifel rutschte ein Schulbus in den Graben, die Kinder mussten durch ein Fenster gerettet werden; in einer fränkischen Gemeinde kippte ein Schulbus von der Fahrbahn; im Kreis Neumarkt prallte ein Auto in den Bus; in Friesland blieb er in einer Schneewehe stecken.

Wenn die Schüler mit dem Schrecken davonkommen, tauchen solche Unfälle oft gar nicht in der Statistik auf. Die Eltern aber sind alarmiert, zumal eine Studie des ADAC im vergangenen Jahr ergab, dass viele Schulbusse mit technischen Mängeln und zu hoher Geschwindigkeit unterwegs sind.

Vollgestopft bis zum letzten Platz

Viele Busse seien "vollgestopft bis zum letzten Platz", sagt Kerstin Geis vom hessischen Landeselternbeirat. Seit Jahren schöben Kommunen, Bund und Länder die Verantwortung für die Schulbussicherheit hin und her, niemand fühle sich richtig zuständig. Bayerische Elternvertreter haben beim Bundestag eine Petition eingereicht, in der sie unter anderem eine bundesweite Anschnallpflicht für alle Schulbusfahrten verlangen. Doch schon in der vergangenen Legislaturperiode hatte eine entsprechende Petition keinen Erfolg.

In einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage hat die Bundesregierung nur auf die Möglichkeit der Länder und Gemeinden verwiesen, Sicherheitsgurte von den Busunternehmen vertraglich zu verlangen. Im normalen Reisebusverkehr dagegen ist die Gurtpflicht mittlerweile bundesweit und verbindlich vorgeschrieben.

TÜV-Zertifikat für Bussicherheit

Viele Busunternehmer und die kommunalen Schulträger scheuen die Kosten höherer Sicherheitsstandards . Zu den seltenen Vorbildern zählt die Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft. Sie vergibt Aufträge für Schulfahrten nur noch an Unternehmen, die ein spezielles TÜV-Zertifikat zur Bussicherheit vorweisen können. In den meisten Regionen sind die Kommunen dagegen froh, wenn sie die Schulfahrten irgendwie organisiert und finanziert bekommen. An die Sicherheit wird dann dabei zuletzt gedacht.

© SZ vom 25.01.2010/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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