Schülerbarometer 2009:Getrennte Welten

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Das Schülerbarometer 2009 belegt: Mädchen und Jungen haben immer noch Klischees im Kopf. Sie wählen am liebsten traditionelle Berufe und Studiengänge. Warum eigentlich?

Jutta Pilgram

Eine Party nur für Jungs? Ein Klassenausflug nur mit Mädchen? Getrennter Unterricht bis zum Abschluss? Und dann ein Job mit Geschlechtertrennung? Klingt nicht gerade nach einem aufregenden Leben. Und doch entscheiden sich viele Schüler für einen Beruf, bei dem Männer und Frauen ihr Arbeitsleben in getrennten Welten verbringen. Das zeigt das "Schülerbarometer 2009".

Seit sechs Jahren befragt das Berliner Trendence-Institut Schüler der Klassen acht bis dreizehn nach ihren Zukunftsplänen. In diesem Jahr waren es fast 13 000 Gymnasiasten, Real- und Gesamtschüler. Sie sollten erzählen, welche Firmen sie gut finden, welche Berufe ihnen interessant erscheinen und wie sie sich über Studienfächer und Ausbildungsgänge informieren. Dafür mussten sie zunächst auf einer langen Liste mit mehr als hundert Unternehmen ankreuzen, wo sie sich gerne bewerben würden.

Die Jungen machten ihr Kreuzchen bei Firmen, deren Produkte sie cool finden: Apple, Porsche, Audi. Die Mädchen wählten - ebenso naheliegend - Firmen, denen sie an einem durchschnittlichen Nachmittag zwischen Lieblingssoap, Shopping und Promi-News begegnen: Pro Sieben Sat 1, H & M und die Hotelkette Hilton. Lediglich die Polizei war unter den fünf beliebtesten Arbeitgebern sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen vertreten.

Die Schüler durften auch Betriebe wie den Bäcker an der Ecke oder den Mittelständler aus dem Schulpraktikum auf die Liste setzen. Doch weil die eher unbekannt sind, schafften es vor allem große Unternehmen mit hoher Prominenz auf die ersten Plätze der Liste.

Auch bei der Frage nach ihren Studien-Favoriten zeigen Jungen und Mädchen konsequent traditionelle Vorlieben. Am deutlichsten wird das in den Ingenieur- und Naturwissenschaften: Auf ein Mädchen, das sich für diese Fächer interessiert, kommen drei bis vier Jungen. Umgekehrt wollen fast dreimal so viele Mädchen Sprach- und Kulturwissenschaften studieren wie Jungen. Das Interesse an Medizin und Lehramt ist bei Mädchen beinahe doppelt so stark ausgeprägt. Halbwegs ausgewogen ist das Verhältnis nur in Jura, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.

© SZ vom 23.9.2009/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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