Riester-Rente:Abwarten und vergleichen

Lesezeit: 2 min

Bei der Riester-Rente empfehlen die Experten Geduld und Misstrauen.

Seit drei Tagen ist die Riester-Rente in Kraft, aber noch immer herrscht große Unsicherheit, wie man am günstigsten in die staatlich geförderte Privatrente einsteigen kann. Experten empfehlen Geduld und gesundes Misstrauen. Fest steht schon heute, dass eine betriebliche Altersvorsorge nach dem Riester-Modell eine kostengünstige Alternative zu einem Privatvertrag ist.

Rentner auf einer Parkbank (Foto: N/A)

Unterschiedliche Renditen

Zur Verwirrung der Verbraucher tragen vor allem die Versicherungen selbst bei. Eine Stichprobenuntersuchung des ZDF, bei der Vertreter von sechs Unternehmen unabhängig voneinander ein Fallbeispiel durchrechnen sollten, bestätigt die Vorurteile gegen die Branche.

So schwankte die versprochene Rentenhöhe zwischen 1.200 und 4.000 Mark (rund 2.000 Euro), nur ein Vertreter gab ehrlich zu, dass ein rundes Achtel der künftigen Beiträge in der Taschen der Versicherung fließe, und keiner wusste, dass die Riester-Rente nicht unter südlicher Sonne bezogen werden darf: Beim Umzug ins Ausland muss die staatliche Förderung zurückgezahlt werden.

Zwar hat das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen bis Anfang Januar insgesamt 3.461 Zertifikate für Privatrente-Produkte vergeben, doch besagt dies nichts über die Qualität der Angebote: Die amtlichen Zeugnisse garantieren lediglich die Förderfähigkeit eines privaten Altersvorsorge-Vertrages. Sie enthalten weder eine Aussage über die Kosten noch über die Rendite der Offerten.

Kein Grund zur Eile

Zurzeit wissen weder die Versicherungswirtschaft noch die einschlägigen Verbände genau, wie viele Verträge besonders eilige Zeitgenossen bereits abgeschlossen haben, doch hält sich ihre Zahl offenbar in Grenzen. Die Bürger sind vorsichtig und das ist nach Meinung von Verbraucherschützern und Stiftung Warentest auch gut so.

Wolfgang Scholl von der Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin rät den potenziellen Privatrentnern abzuwarten, "bis wirklich alle Riester-Varianten zur Verfügung stehen". Erst dann werde es seriöse Vergleichsmöglichkeiten geben. "Es ist bis Dezember 2002 Zeit, also: Ruhe bewahren und erst ab Mitte 2002 abschließen, wenn die ersten tauglichen Tests auf dem Markt sind", sagt Scholl.

Auch die Stiftung Warentest empfiehlt dringend Geduld. Und erste Untersuchungen belegen die Ernsthaftigkeit des Ratschlags: Für die Januar-Ausgabe von Finanztest ermittelten die Prüfer bei drei Anbietern eine Kostenquote zwischen elf und 15 Prozent der einzuzahlenden Beiträge.

Und selbst dann, wenn die Versicherten eines Tages Rente beziehen, kassiert der Versicherer noch ab: Die Verwaltungskosten in der Rentenauszahlungsphase betragen bei den drei befragten Versicherungen zwischen 1,5 und 2,5 Prozent der Jahresrente.

Vorteile der betrieblichen Pensionsfonds

Eine echte Alternative zu den schwer durchschaubaren Verträgen der Privatanbieter sind nach übereinstimmender Expertenmeinung betriebliche Lösungen wie beispielsweise die erst im Oktober von der IG Metall und Metallarbeitgebern vereinbarte Metall-Rente, der sich auch Betriebe anderer Branchen anschließen können:

Mit Hilfe einer Entgeltumwandlung - Teile des Einkommens werden nicht als Barlohn ausgezahlt, sondern für die Alterssicherung einbehalten - entsteht eine Zusatzrente. Die staatliche Förderung kommt dabei voll dem Arbeitnehmer zugute, weil kaum Verwaltungskosten und nicht ein Euro Provision anfallen.

"Wir gehen davon aus, dass die betrieblichen Lösungen wegen niedriger Kosten für den Anleger die bessere Wahl gegenüber Rentenversicherungen, Sparverträgen und den meisten Aktienfonds darstellen werden", urteilt Versicherungsexperte Scholl. Karl Leute vom Bundesaufsichtsamt sagt: "Die betrieblichen Vorsorgevarianten dürften die günstigsten sein."

Und selbst der Verband der gerichtlich zugelassenen Versicherungsberater weiß: "Betriebliche Pensionsfonds sind vorraussichtlich vorteilhafter als Versicherungsprodukte."

Die Arbeitgeber jedenfalls machen gern mit bei der betrieblichen Riester-Rente. Sie ist für sie eine Versicherung gegen mittelfristig höhere Kosten des sozialen Sicherungssystems insgesamt. "Es liegt im Interesse der Betriebe, dass die private Zusatzvorsorge ein Erfolg wird, weil anderenfalls Altersarmut oder unerträgliche Beitragsbelastung droht - beides sozialer Sprengstoff", heißt es beim Arbeitgeberverband Gesamtmetall.

(sueddeutsche.de/AP, Anselm Bengeser)

© sde - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: