Nonsens-Paper:"Wir werden gemieden und gehasst"

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Warum drei MIT-Studenten auf einer wissenschaftlichen Tagung einen völlig sinnfreien Forschungsbericht vorgestellt haben.

Jürgen Schmieder

"Wir sind schon ein wenig enttäuscht", sagt Jeremy Stribling nach dem Auftritt. Er und seine Kollegen Daniel Aguayo und Maxwell Krohn haben gerade die Präsentation ihres Beitrags zur neunten World Multi-Conference on Systemics, Cybernetics and Informatics (WMSCI) in Orlando hinter sich. Nur ein Zuhörer fand sich im Saal ein.

Einer der Verfasser des "wissenschaftlichen Unsinns": Max Krohn. (Foto: Foto: Krohn)

Die drei Studenten am Massachusetts Institute of Technology (MIT) hatten Anfang des Jahres (sueddeutsche.de berichtete) ein Paper eingereicht, das automatisch generiert wurde und wissenschaftlich völliger Nonsens war. Dennoch wurden es als "non-reviewed paper" akzeptiert und die Studenten als Gastredner eingeladen.

Der Schwindel flog schnell auf und Stribling, Aguayo und Krohn wurden wieder ausgeladen. Doch damit gaben sie sich nicht zufrieden. Auf ihrer Homepage sammelten sie Spenden, um dennoch zu der Tagung reisen zu können. Ihr Plan: Die Rede zwar nicht im Rahmen von WMSCI zu halten, wohl aber im gleichen Hotel.

Innerhalb von 72 Stunden sammelten die Studenten 2401,43 Dollar, was genug war, um das Unternehmen zu starten. Das Ergebnis haben die Studenten auf Video aufgezeichnet und im Internet veröffentlicht.

"Wir hatten schon gehofft, mehr Zuhörer zu finden", sagt Aguayo, der sich als Albert Einstein verkleidet hatte. "Nach der Hysterie im Internet dachten wir, die Aufmerksamkeit wäre auf unserer Seite." Es könnte aber auch daran gelegen haben, dass auf der Tagung nur Menschen waren, denen die WMSCI etwas bedeutet. "Natürlich werden wir von den ernsthaften Teilnehmern gemieden und gehasst", sagt Stribling.

Dennoch haben die drei Studenten etwas erreicht: Sie haben die Einladungskriterien mancher Konferenzen ad absurdum geführt und durch den Skandal für eine genauere Überprüfung eingereichter Abhandlungen gesorgt. Andere Konferenzen haben bereits angekündigt, keine "non-reviewed papers" mehr zuzulassen, um ähnliche Skandale zu vermeiden.

Entmutigen lassen sich die drei Studenten durch ihren Misserfolg jedoch nicht. "Wir werden auf jeden Fall weitermachen", kündigt Jeremy Stribling an. "Auf jeden Fall wieder mit einem Computer-generated paper. Vielleicht mit einem, das Sinn ergibt." Das wäre aber fast schon langweilig.

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